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Mittwoch, 10. April 2019

Oman Roadtrip: Ubar - das Atlantis der Wüste? Unesco Weltkulturerbe im Sand

Ubar ist eine uralte, geheimnisvolle Oasenstadt, von vielen auch Atlantis der Wüste genannt, weil der sagenumwobene Ort vor langer Zeit im Sand versunken ist und später lange erfolglos gesucht wurde. Heute ist das tausende Jahre alte Ubar (auch Wubar genannt) beim Wüstenörtchen Shisr im Oman teilweise ausgegraben und gilt als Unesco Weltkulturerbe.

Was so mystisch, spannend und geschichtsträchtig tönt, wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und nahmen dafür während der schon ziemlich langen Wüstenstrecke durch die Rub al-Khali vom Norden in den Süden des Oman zusätzliche Umwege in Kauf. Dabei war uns bewusst, dass wir möglicherweise nicht viel mehr als ein paar Steine in der Wüste sehen würden. Sehr bekannt scheint Ubar noch nicht zu sein, sondern viel mehr ein Geheimtipp, welcher nicht am Wegesrand liegt oder per Zufall gefunden wird, sondern ein geheimnisvoller Ort, der gesucht werden will.




Wo die sagenumwobene alte und unterdessen teilweise ausgegrabne Oasenstadt Ubar liegt, und was ihr dort finden könnt, zeige ich euch hier ausführlich:


Einleitung
1. Wegbeschreibung nach Ubar
2. Unsere Erfahrung: was gibt es in Ubar zu sehen?
3. Die Geschichte von Ubar, so weit heute bekannt
4. Legenden und Mythen um Ubar - das Atlantis der Wüste?
5. (Wieder-) Entdeckung von Ubar
6. Ubar - Unesco Weltkulturerbe
7. Quellen und weitere Informationen zu Ubar





1. Wegbeschreibung nach Ubar


Ubar liegt im Oman, ca. 170 Kilometer nördlich von Salalah am südlichen Rand der Rub al-Khali Wüste. Dazu empfehle ich euch auch meine Berichte:

Oman Roadtrip: 1000 Kilometer Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit einem Zwischenhalt in Haima - und Sicherheitstipps für die Wüstentour

Oman Roadtrip: Salalah im Süden - zwischen Tradition und Tourismus (ein ausführlicher Reiseführer)

Bei Kilometer 196 vor Salalah (834 Kilometer ab Muscat) findet ihr die Wegweiser "Shasar 66km und Dokah 1km". Dieser in süd-westlicher Richtung abzweigenden Strasse sind wir als erstes gefolgt, mussten jedoch nach wenigen Kilometern umkehren, da wir entweder falsch gefahren sind, oder die Strasse nicht durchgängig zugänglich ist.

Bei Kilometer 116 vor Salalah (915 Kilometer ab Muscat) findet ihr eine weitere Kreuzung in der Wüste, an welcher unter anderem "al Shasar", "Hanfeet Farms" und in der Nähe auch "Shisr Archeological Site 52 Km" angeschrieben seht. Auf dieser Strasse in leicht nord-westlicher Richtung haben wir schliesslich Ubar erreicht - und sind später auf demselben Weg auch wieder zurück zur Hauptstrasse gefahren, um die Reise fortzusetzen.




Auch ca. bei Kilometer 90 vor Salala, kurz vor der Stadt Thumrait, zweigt nochmals eine Strasse in nord-westliche Richting in Richtung Ubar ab. Dieser sind wir jedoch nicht gefolgt und haben die Strecke auch nicht weiter recherchiert.

Wichtig: Da schon während unserer Reise durch die Wüste und insbesondere auch an den Strassen in Richtung Ubar viel gebaut wurde, ist es möglich, dass die Strecken heute leicht anders - wahrscheinlich auch mit stärker ausgebauten Strassen oder gar Autobahnen - geführt werden. Konsultiert deshalb vor und während euer Reise Google Maps, aktuelle Strassenkarten und fragt wenn möglich Einheimische.

Auch dürft ihr nie vergessen, dass die Schreibweise von Ortsnamen immer wieder variieren kann, da Vokale in der Arabischen Schrift anders oder teilweise gar nicht verwendet werden. So werden dann ins Englisch übersetzte Orte je nach Aussprache unterschiedlich niedergeschreiben. Sprecht die Namen auf den Wegweiser am besten laut aus, so findet ihr am besten heraus, ob es jeweils die gesuchten sind?



2. Unsere Erfahrung: was gibt es in Ubar zu sehen?


Ubar selbst war schliesslich einfach zu finden und sehr übersichtlich. Auf einem kleinen Parkplatz stellten wir unser Auto ab. Auf einer Wand war "The lost City of Ubar" angeschrieben. Dort bogen wir um die Ecke eines weiteren Hauses, sahen ein halbfertiges (unterdessen in Betrieb stehendes) Informationszentrum und gleich daneben die Ruinen von Ubar. Viele Besucher kommen nicht hierher, zu weit draussen im Nirgendwo - und vielleicht auf den ersten Blick auch zu unspektakulär - ist die Stätte.





Tatsächlich findet ihr in Ubar nur noch Grundmauern, welche die Umrisse der ehemaligen Festung in der Wüste anzeigen. Die Wüstenstadt war auf  einer Felsplatte erbaut, unter welcher die für all das Leben und Wirken in der Wüste so wichtige Quelle lag. Man nimmt an, dass die natürlichen Wände der unterirdischen Wasseradern irgendwann brüchig wurden und zusammenstürzten, was das darüber liegende Ubar mit in die Tiefe riss und zerstörte.




Ein Stück weit wurden die alten Mauern rekonstruiert und wieder aufgeschichtet. Darunter seht ihr, sorgfältig mit einem feinen Gewebe abgedeckt, die originalen Mauer-Fragmente der alten Bauten.




Die grosse Felsplatte, welche als Fundament der noch bestehenden Gebäude-Teile dient und rund 25 Meter über der alten Quelle liegt, wird heute mit einer beängstigend dünnen Säule abgestützt. Mit gruseln denke ich daran, dass wir da kurz vorher noch oben drauf gestanden waren...




Auch wenn die noch vorhandenen Ruinen von Ubar nicht spektakulär und sensationell scheinen: die Geschichte dahinter, sowie die darum entstandenen Mythen und Geheimnisse aus längst vergangenen Tagen sind faszinierend.





3. Die Geschichte von Ubar, so weit heute bekannt


Die Oase bei Ubar wurde bestimmt schon seit der Eisenzeit oder gar vor über 5000 Jahren bis ins Mittelalter als Rastplatz und für den Handel genutzt.

Bei Ausgrabungen wurden unter Anderem uralte (frühmittelalterliche) Schachfiguren und Gefässe, sowie Spuren der Weihrauchverarbeitung über all diese Epochen hinweg gefunden. Ebenfalls fanden sich Münzen aus Rom, Syrien, Griechenland und Ägypten.


Copyright: Ubar Ausgrabungsstätte


Es wird deshalb vermutet, dass das Fort von Ubar nicht nur Rastplatz, Kreuzungspunkt und Oase in der Wüste, sondern auch ein wichtiger Umschlagplatz für Weihrauch auf den südlichen Routen durch die Rub al-Khali Wüste und nordwärts auf dem Weg zur Yabrin - Oase war.




Gemäss den Angaben vor Ort wird angenommen, dass die Kalksteinhöhle über der Quelle, auf welcher Ubar gebaut wurde, um das 15. oder 16. Jahrhundert einstürzte und die Siedlung dabei in die Tiefe riss. Andere Quellen datieren das Ereignis noch früher.






4. Legenden und Mythen um Ubar


Legenden um eine glanzvolle Stadt namens Ubar gibt es in vielen Quellen. Für den möglichen Standort dieser legendären Stätte wurden allerdings ganz unterschiedliche Lokalitäten genannt und auch die Namen waren nicht immer einheitlich.

Ubar soll in der Bibel erwähnt worden sein: Ptolemäus zeichnete eine Region "Lobaritae" mit drei bis vier Zentren, von denen eines Ubar sein könnte.




Ubar soll im Koran erwähnt worden sein: Das Volk der Ad in der Stadt Iram (welche oft mit Ubar gleichgesetzt wird) soll vom Glauben abgefallen sein, sündig gelebt und dem Geld eine zu grosse Rolle eingeräumt haben, worauf ihre "Stadt der Säulen" von Gott vernichtet wurde, von der Erde verschlungen im Sand untergegangen ist.

Auch in den Märchen von 1001 Nacht wird dieselbe, reiche Stadt Iram (Ubar) zwei mal erwähnt.




Solche Geschichten, welche meist auch einen Kern der Warheit und tatsächlicher geschichtlicher Ereignisse in sich tragen, faszinieren natürlich! Lawrence von Arabien (T.E. Lawrence), Britischer Archäologe und Militär, bezeichnete Ubar mit dessen Geschichte des Untergangs im Sand schliesslich gar als "Atlantis der Wüste". Die Möglichkeit, danach zu suchen, hatte er jedoch nicht mehr.


5. (Wieder-) Entdeckung von Ubar


Um 1930 wurde der der Entdecker Bertram Thomas von einem Beduinen, welcher ihn auf seinen Touren begleitete, an einem Ort darauf aufmerksam gemacht, dass hier der Weg nach Ubar führen würde. Er markierte den Ort auf einer Karte, beschrieb ihn in seinem Buch "Arabia Felix" und verband die Erzählungen der Beduinen später mit Lawrence von Arabien's Benennungen Ubars als Atlantis der Wüste. Gelegenheit, den Hinweisen nachzugehen, fand er jedoch später nicht mehr.

Mehrere Wissenschaftler und Entdecker, welche in der Region unterwegs waren und Shisr besuchten, berichteten in der Folge zwischen 1946 und 1953 von den alten Ruinen auf der markanten Felsplatte, ohne dass jedoch wohl das tatsächliche Alter erfasst wurde oder weitere Entdeckungen möglich wurden.




Ab Anfang der 1980er Jahre machte sich erneut ein Team auf die Suche: Nicholas Clapp, George Hedges, Juris Zarins und Sir Ranulph Fiennes. Sie folgten einerseits den alten Erzählungen aus Bibel, Koran und Geschichten aus 1001 Nacht für Hinweise, konnten aber auch die Nasa dazu bringen, über der Region das SIR (Space Imaging Radar) System der Challenger Raumfähre einzuschalten. Die daraus gewonnenen Daten konnten verarbeitet und aufbereitet werden, so dass uralte Karawanen-Routen durch die Wüste sichtbar wurden. Diese kreuzten sich bei Shisr - möglicherweise dem alten, gesuchten Ubar.

Eine erste Expedition um 1990 bestätigte die Strassenverläufe und brachte altertümliche Fundgegenstände zutage. Schliesslich wurde auch bei Shisr gegraben, wobei die heute bekannten Ruinen und Gegenstände gefunden wurden. Als das offizielle Jahr der (wieder-) Entdeckung Ubars gilt 1992.




Ob das Ubar bei Shisr tatsächlich diese sagenumwobene, reiche, im Sand versunkene Stadt der vielen Säulen ist, wie sie in all den Legenden und Erzählungen immer wieder beschrieben wurde? Mit Sicherheit ist das bis heute nicht bewiesen - und wird es vielleicht auch gar nie.

Ein wichtiger Hinweis auf den Untergang der Stadt sind jedoch auf jeden Fall die geologischen Gegebenheiten! Unter dem Fort befindet sich tatsächlich eine Quelle, welche für die Karawanen Jahrunderte und Jahrtausende lang eine wichtige Rolle gespielt hat, und die eingebrochene Kalksteinhöhle unter der Siedlung hat offensichtlich zu deren Zerstörung geführt.





6. Ubar - Unesco Weltkulturerbe


Bis heute ist nicht mit hundertprozentiger Sicherheit geklärt, ob das hier im Sand der Rub al-Khali Wüste im Oman gefundene Ubar demjenigen aller Erzählungen und Aufzeichnungen entspricht und ob es tatsächlich einmal so unfassbar reich und prächtig war, wie vielerorts beschrieben. Wahrscheinlich haben sich Legenden und Wirklichkeit irgendwann an langen Lagerfeuer-Abenden und über Generationen hinweg ein wenig vermischt. Ist daher eine Aufnahme Ubars als Unesco Weltkulturerbe auch wirklich gerechtfertigt?




Unbestritten ist, welch wichtige Bedeutung Ubar als letzter Rastplatz und lebenswichtige Oase vor der unendlich grossen und lebensfeindlichen Rub al-Khali Wüste seit Jahrhunderten und Jahrtausenden für die Karawanen der Region hatte. Dass sich hier die weit in ferne Länder führenden Routen der Karawanen und der Weihrauchhändler kreuzten, ist ebenfalls erwiesen.




Entsprechend gehört Ubar heute zu den als "Land of Frankincense" zusammengefassten Unesco World Heritage Sites. Zum Unesco Weltkulturerbe des "Land of Frankincense" / Weihrauchstrasse zählen insgesamt folgende vier Attraktionen:

- Der alte Hafen Khor Rori, teilweise auch Sumhuram genannt, 4. Jahrhundert v.Chr bis 5. Jahrhundert n.Chr, ca 40km östlich von Salalah, an der Mündung des Wadi Darbat

- Der alte Hafen al-Baleed, auch al Balid genannt, 8. Jahrhundert n.Chr bis 16. Jahrhundert n.Chr, am östlichen Rand von Salalah

- Ubar bei Shisr, als Oase und wichtiger Rastplatz für Karawanen, welche den Weihrauch durch die Wüste und zu den Häfen brachten

- Wadi Dawkah, wo die Weihrauchbäume (Boswellia Sacra) seit alten Zeiten und bis heute wachsen und beerntet werden.




Ausschlaggebend für die Aufnahme Ubars in diese zum Unesco Weltkulturerbe gehörende Einheit rund um den Weihrauch waren nicht all die Legenden oder die Frage, ob Ubar nun das gesuchte Atlantis der Wüste sei.




Wichtig ist für die Unesco, dass die vier zum "Weihrauchland" (Land of Frankincense) gehörenden Komponenten: Häfen, Oase und Handelsplatz (Ubar), sowie Produktion auf beeindruckende Weise den seit Jahrhunderten zur Region gehörenden, blühenden Weihrauch-Handel darstellen. Die Orte sind gemeinsam ein Zeugnis für die Südarabische Zivilisation und Kultur seit Neolithischen Zeiten.






7. Quellen und weitere Informationen zu Ubar


Wenn ihr nun noch mehr über Ubar nachlesen mögt, lege ich euch folgende Links ans Herz: Einige davon sind eher wissenschaftlich gehalten, andere konzentrieren sich mehr auf die mystischen Seiten von Ubar.

Wikipedia: Atlantis of the Sands
Reise Know How Reiseführer Oman: Ubar, das "Atlantis der Wüste"
Der Spiegel: "Metropole des Weihrauchs" (17.02.1992)
Ubar - das "Atlantis der Wüste"

Unesco World Heritage: Land of Frankincense




Ebenfalls empfehle ich euch natürlich den Bericht über unsere ganze Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit vielen weiteren spannenden Entdeckungen:
Oman Roadtrip: 1000 Kilometer Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit einem Zwischenhalt in Haima - und Sicherheitstipps für die Wüstentour

Sowie den Bericht über Salalah und die ganze Dhofar-Region mit einer Vielzahl an spannenden Erlebnissen und Ausflügen:
Oman Roadtrip: Salalah im Süden - zwischen Tradition und Tourismus (ein ausführlicher Reiseführer)

Noch mehr Informationen zum Oman findet ihr auf der Oman-Portalseite:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land

Liebe Reisegrüsse und spannende Entdecker-Träume
Miuh

Donnerstag, 10. Januar 2019

Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 4/4: Garten, Gartenhaus und wie es weiterging

Hier im vierten und letzten Teil der Bullerbü-Haus - Serie zeige ich euch den Garten und noch eine Überraschung darin: ein etwas verstecktes, helles Gartenhaus am Ende des Grundstückes! Ganz zum Schluss werde ich euch aber auch erzählen, wie es weiterging... und einige Fakten, Zahlen und Hintergrundinformationen verraten!




Der Garten ist wunderbar natürlich und zum grossen Teil seit einem Jahr unberührt geblieben. Nur hier und da waren für die Besichtigung mit dem Rasenmäher schmale Wege angelegt worden. Meiner Meinung nach war das genau die richtige Entscheidung der Makler: Der wild-romantische Garten passt wunderbar zum Bullerbü - Häuschen und zum Schuppen.


Fotos, Fotos, Fotos - Kommt mit zur Besichtigung! Teil 4/4 Garten und Gartenhaus


Mit den folgenden Fotos nehme ich euch nun zum letzten Mal mit, dieses Mal in den Garten und zum Gartenhaus des Bullerbü - Hauses. Schon gesehen haben wir eine ausführliche Besichtigung des Hauses von innen und aussen, sowie des Schuppens mit Werkstadt. Ja, das alles gehört mit dazu, zum Bullerbü-Haus!


Alle Teile der Serie findet ihr hier:

* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 1/4: Von aussen und alle Informationen (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 2/4: Im Haus und Beschreibung der Zimmer (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 3/4: Der Schuppen und Fundstücke (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 4/4: Garten, Gartenhaus und wie es weiterging


Auf der Vorderseite des Bullerbü - Häuschens befindet sich auch noch ein schönes Stück Garten mit Wiesenblumen und alten Rosen. Genau vis-à-vis (links) seht ihr die Scheune mit dem Heustock. Diese ist öffentlich zugänglich und im Heu können Kinder (oder auch Erwachsene) frei herumtoben und springen.



Noch grösser als der Baum rechts direkt vor dem Haus ist derjenige neben der linken Hausecke. Darunter seht ihr ein gemütliches, kleines Sitzplätzchen. Beide Bäume sind wahrscheinlich schon ziemlich alt und damit auch wunderbare Lebensräume für Tiere.







Auf der Rückseite des Bullerbü - Hauses ist der Garten sehr üppig. Vielerorts lassen sich noch Gestaltungselemente der Vorbesitzer erkennen.



Schon bevor er ein Jahr sich selbst überlassen war, wurde der Garten wohl sehr naturnah geführt: Steinhaufen bieten Rückzugsorte für verschiedene Tiere und überall sind kleine Vogelhäuschen oder Futterstellen (z.B. für Meisenknödel oder Äpfel für Vögel) zu finden.



Rosen und andere Pflanzen ranken am Haus empor und auch in alten Milchkannen wurden an verschiedenen Orten Pflanzen gesetzt. Bestimmt hat hier einmal jemand liebevoll gestaltet und dekoriert!



Unter dem Schuppen war ein kleines Beet mit Holzbrettern eingefasst worden. Neben den Gräsern kaum zu sehen, blühte hier eine hochgeschossene Karotten-Pflanze. Auch verblühte Mohn-Kapseln waren an verschiedenen Orten zu sehen.



Blickt ihr in die andere Richtung, gegen das hintere, untere Ende des Gartens, seht ihr einen wunderschönen, kleinen aber wohl ziemlich alten Baum. (Vielleicht eine Magnolie? Eventuell weiss ja jemand, was für ein Baum das ist und kann mir hier noch aushelfen?)

Und dahinter? Da ist doch noch ein in klassischem Schwedenrot gestrichenes Häuschen zu sehen...?



Etwas näher seht ihr: da befindet sich nicht nur eine grosse, aufgeblühte Krautstiel-Pflanze mitten in der Wiese, die ebenfalls auf die frühere Nutzung des Gartens hinweist...



Ja, da steht tatsächlich nochmals ein kleines Schweden-Häuschen im Bullerbü-Garten!



Wie habe ich mich gefreut! Noch etwas zum entdecken! Wahrscheinlich war das einmal ein Gartenhaus, vielleicht ein Treibhaus? Die zahlreichen Fensterscheiben lassen viel Licht herein.

Das Häuschen ist aber auch gemütlich eingerichtet. Neben einem kleinen Arbeitstisch gibt es eine Sitzecke und ganz hinten ein Sofa oder eine Liege...





Einige Gegenstände wie die Flaschen, eine Tasse und ein Teller sehen aus, als wären sie eben erst abgestellt worden. Vielleicht war der Besitzer nur kurz ins Haus gegangen, um mehr Tee und Kuchen zu holen und würde gleich wieder kommen?



Auch die Pflanzkörbe aus Draht, welche von der Decke hängen, wirken wie in einem Gartenhaus.



Hinter dem Haus stehen Fässer (vielleicht für Giesswasser?) und liegt da auch noch ein Wassertank, oder etwas Anderes?



Neben dem Gartenhaus steht (allenfalls unter einer Linde?) ein halb zerstörtes Bienenhaus (oder täusche ich mich da?)

Ihr seht, einige Spekulationen, etwas Detektivarbeit und Fantasie waren überall mit dabei bei der Besichtigung des Astrid Lindgren - Häuchens mit all den Nebengebäuden.



Ganz am Ende wird das Grundstück durch einen schon etwas windschiefen Zaun begrenzt. Gemäss Plan liegt dahinter sogar ein kleiner See! In Wirklichkeit stellte sich das dort eingezeichnete Wasser aber eher als Feuchtgebiet mit viel Schilf heraus. Auf dem nächsten Hügel liegt in Sichtweit, ein etwas grösserer Hof.



Ja, das war es nun... das Bullerbü-Häuschen mit seinem tollen, leicht verwilderten Garten, dem Schuppen und einem Gartenhäuschen - ein wahr gewordener Traum!





Wie es weiterging... und einige Fakten, Zahlen und Hintergrundinformationen


Das Bullerbü-Häuschen ist zusammen mit dem Grundstück und den Nebengebäuden - ob mit oder ohne seine berühmte Geschichte - ein Traum! Dennoch gibt es auch einige Schwierigkeiten und organisatorische Themen zu bedenken, bevor man sich auf das Abenteuer einlässt:


Material, Architektur, Technik

Das mittlere Bullerbü-Haus wurde irgendwann im 19ten Jahrhundert gebaut und auch wenn seither einige Anpassungen vorgenommen wurden, ist es noch immer ein altes Haus (was ja auch den Charme ausmacht!). Eine Isolierung ist kaum gegeben, die Fenster sind alt und brüchig und das Holz hätte an vielen Stellen einen pflegenden Anstrich nötig.

Eine Nasszelle mit Dusche und Toilette ist zwar als Anbau am hinteren Ende des Hauses vorhanden, aber eher einfach gehalten - und das Haus ist nicht an die Kanalisation angeschlossen! Man müsste also auf dem Grundstück eine eigene Lösung finden und bauen, z.B. einen Schmutzwasser-Tank, welcher in regelmässigen Abständen ausgepumpt wird. Eine Frischwasser-Quelle ist hingegen auf dem Grundstück vorhanden, sie wird mit den beiden anderen Häusern der Siedlung geteilt.

Weitere technische Gegebenheiten, welche gelöst werden müssten: Die elektrischen Leitungen im ganzen Haus sind alt und benötigen nur schon aus Sicherheitsgründen ein Update, das Heizen mittels Holzöfen in den einzelnen Zimmern ist zwar romantisch, bringt jedoch diese Räume im Winter kaum warm.

Häuser dieser Art werden in Schweden normalerweise nicht ganzjährig bewohnt, sondern nur als Sommerhaus (Sommarstuga) genutzt. Dennoch sollte rund ums Jahr für den Unterhalt und die Sicherheit von Haus und Garten gesorgt werden.



Zahlen und Fakten

3 Räume (plus Küche, plus kleines Bad, plus Estrich)
85 m2 Wohnraum
1169 m2 Grundstück
2 Nebengebäude
850'000 SEK Verhandlungspreis (aktuell ca. 84'000 EUR)


Wie es weiterging

Nach kurzer Recherche zeigte sich: Häuser ähnlicher Bauweise in vergleichbaren Orten (gut 4 Stunden Fahrzeit südlich von Stockholm) kosten oft sogar noch etwas weniger als der angegebene Verhandlungspreis. Die Maklerin sagte auch klar und ehrlich, dass da etwas "Liebhaber-Marge" mit dabei sei.

Das Haus sollte im Bieter-Verfahren an den meistbietenden verkauft werden. Allzuviele Leute waren bei der Besichtigung nicht mit dabei - wer weiss, vielleicht liess sich hier ein Schnäppchen ohne "Liebhaber-Marge" machen? Ich blieb mit der Maklerin in Kontakt und erfuhr bald, dass der gebotene Preis schon weit über (und nicht unter) dem anfänglichen Verhandlungspreis lag. Es gab also ernsthafte Interessenten!

In Schweden werden die Verkaufspreise von Immobilien veröffentlicht, mir wurde gesagt, in den Lokalmedien ist gar zu lesen, wer jeweils welches Haus gekauft hat. Wer der neue Besitzer oder die Besitzerin des Bullerbü-Häuschens wurde, konnte ich bisher nicht herausfinden, aber dies:

Am 10. August 2018 wurde die Immobilie zum Preis von 1'850'000 SEK (aktuell ca. 183'000 EUR) - also mehr als das doppelte des Verhandlungspreises - verkauft.
Mehr konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen... Wer weiss, vielleicht lese ich irgendwann darüber, was mit dem Bullerbü-Häuschen und dem schönen, wilden Garten passiert ist? Auf jeden Fall hoffe ich, dass die neuen Besitzer das Traum-Haus meiner Kindheit gut behandeln!




Ich hoffe sehr, ihr habt diesen etwas nostalgischen Ausflug zum Häuschen und den Kindern aus Bullerbü auch gemocht!

Besucht mich bald wieder oder abonniert am Besten gleich den Blog, um auch in Zukunft nichts zu verpassen! :-)


Alle Teile der Serie findet ihr hier:

* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 1/4: Von aussen und alle Informationen (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 2/4: Im Haus und Beschreibung der Zimmer (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 3/4: Der Schuppen und Fundstücke
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 4/4: Garten, Gartenhaus und wie es weiterging


Mögt ihr Schweden und sucht noch einige Informationen zum Einstieg? Hier werdet ihr fündig:
Erste Eindrücke von Schweden - 20 Tipps, Empfehlungen und Informationen


Liebe Reisegrüsse und bis bald
Miuh


P.S. Gerne zeige ich das Gartenhaus und den Garten des Bullerbü-Hauses auch beim Gartenglück, bzw Winterglück, beim Naturdonnerstag und beim Freutag

Montag, 7. Januar 2019

Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 3/4: Der Schuppen und Fundstücke

Nachdem wir schon ums Bullerbü-Häuschen herumspatziert sind (HIER) und drinnen die Zimmer entdeckt haben (HIER), besuchen wir heute den Schuppen auf dem Grundstück. Er ist grösser als erwartet, und - ein Riesenglück! - nicht leergeräumt. So kann ich euch hier auch einige Trouvaillen und Einblicke ins Leben früherer Zeiten zeigen.




Wie schon das Haus drinnen und draussen, ist auch der Schuppen vielfach ein wichtiger Schauplatz in Astrid Lindgrens Geschichten und hier konnte ich mir richtig gut vorstellen, weshalb: Der Schuppen mit all den Gerätschaften, untergestellten Möbeln, versteckten Ecken und Geheimnissen ruft geradezu nach Abenteuern!



Fotos, Fotos, Fotos - Kommt mit zur Besichtigung! Teil 3/4 der Schuppen und Fundstücke



Mit den folgenden Fotos nehme ich euch auch hier wieder mit zu einer ausführlichen Besichtigung, heute durch den Schuppen mit Werkstadt. Schon gesehen haben wir das Haus draussen wie drinnen und noch offen ist der Garten inklusive eines helles Gartenhauses. Ja, das alles gehört mit dazu, zum Bullerbü-Haus!


Alle Teile der Serie findet ihr hier: 

* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 1/4: Von aussen und alle Informationen (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 2/4: Im Haus und Beschreibung der Zimmer (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 3/4: Der Schuppen und Fundstücke
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 4/4: Garten, Gartenhaus und wie es weiterging (HIER)


Wie schon gesagt, war der Schuppen grösser als erwartet und als er von weitem aussah! Angemalt war er ebenfalls wie das Haus in den Typischen Schwedenhäuschen-Farben Falunrot mit weissen Fensterrahmen, Türramen und Eckbalken. Los geht's!


Schuppen von aussen

Der Schuppen steht auf der linken Seite des Bullerbü-Hauses am Anfang des eher wilderen Garten-Teils:



Im Vergleich zum restlichen Teil des hinteren / unteren Gartens liegt der Schuppen leicht erhöht:



Durch die geöffneten Türen ist schon zu sehen, dass hier noch allerlei drin ist und herumsteht...



Auch an der einen Wand sind dekorativ Werkzeuge aufgehängt worden.



Erster Raum: Aufenthaltsraum / Partyraum

Im ersten Raum stehen jede Menge Tische, Bänke und Stühle herum. Ob hier wohl nur Möbel aus dem Haus zwischengelagtert wurden, oder ob dies tatsächlich ein Partyraum war? Ich konnte mir auf jeden Fall vorstellen, wie der Raum dekoriert und die Tische schön gedeckt aussehen würden...





Zweiter Raum: Werkstatt

Im Raum hinter der nächsten Tür war eine Werkstatt eingerichtet. Da gab es Altes wie die Werkbank oder einen Schleifstein, Zeitloses wie Gartenwerkzeuge, aber auch noch neu verpackte Schäufelchen, ergänzt durch Metallbecken, Kunststoffgefässe, ein Holzlager, Rasenmäher, Schubkarren und diverse Kleingeräte... Ein Sammelsurium an Dingen!







Vielleicht das Beste war aber eine Treppe - es ging noch weiter, der Schuppen hatte ein Obergeschoss!



Obergeschoss

Zuerst war es fast ein wenig gruselig hier oben... Mit der Zeit gewöhnten sich die Augen an das dämmerige Licht und sahen mehr und mehr Gegenstände... Auch hier schien es, wurde einiges aus Haus und Garten zwischengelagert.



Am augenfälligsten aber war eine Metallpritsche mit dünner Matratze, Teppiche, Stühle, eine ganze - wenn auch sehr einfache - Zimmereinrichtung!



Ob hier oben im Dachgeschoss des Schuppens jemand gewohnt hatte, oder ob all die Gegenstände aus dem Haus stammten? Mir kamen einige Details aus Astrid Lindgrens Erzählungen wieder in den Sinn: früher war es normal, dass Mägde in der Küche geschlafen haben, Knechte aber im Oberstall von Stall oder Schuppen. Ob die Einrichtung hier wohl noch aus dieser Zeit stammte?








Zur anderen Seite hin waren es wieder eher Geräte, welche hier gelagert waren:





Wirklich, ein Sammelsurium an Dingen war auch hier oben zu finden! All die tollen, vielleicht uralten Flickenteppiche, ein Schlitten, eine alte Nähmaschine, ein alter Anhänger... ich war begeistert! Dennoch haben wir nichts von allem angefasst, alles sollte genau so bleiben, wie es war - auch wenn das für die Zukunft wohl nicht immer so bleiben wird.


Unterkellerung

Eine weitere - wenn auch leere - Überraschung fanden wir am hinteren Ende des Schuppens: er war unterkellert! Wofür dieser Raum wohl genutzt worden war? Zum Lagern von Vorräten? Als Stall für das Vieh? Die Leere lässt Raum für Fantasie und Vorstellungskraft...



Im nächsten Beitrag (Teil 3/4) werde ich euch den zum Bullerbü-Haus gehörenden Garten zeigen, zusammen mit einer weiteren Überraschung, welche wir ganz im hintersten Teil fanden: Ein kleines Gartenhaus!

Ausserdem erfahrt ihr dann, wie es weiterging mit dem Bullerbü-Häuschen...

Ich hoffe sehr, ihr freut euch auch schon! Besucht mich bald wieder oder abonniert am Besten gleich den Blog, um nichts zu verpassen! :-)


Alle Teile der Serie findet ihr hier:

* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 1/4: Von aussen und alle Informationen (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 2/4: Im Haus und Beschreibung der Zimmer (HIER)
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 3/4: Der Schuppen und Fundstücke
* Das Bullerbü - Haus von Astrid Lindgren 4/4: Garten, Gartenhaus und wie es weiterging (HIER)


Mögt ihr Schweden und sucht noch einige Informationen zum Einstieg? Hier werdet ihr fündig:
Erste Eindrücke von Schweden - 20 Tipps, Empfehlungen und Informationen


Liebe Reisegrüsse und bis bald
Miuh


P.S. Gerne zeige ich den Schuppen und die Fundstücke des Bullerbü-Hauses auch beim Freutag