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Freitag, 31. Januar 2020

Aboriginal People - mein Verständnis für die Kultur der Australischen Ureinwohner

Aboriginal People in Australien - kein einfaches Thema, erst recht nicht für mich als Ausländerin! Es bewegt mich und doch war ich lange nicht sicher, ob ich überhaupt darüber schreiben soll... Was weiss ich schon? Ich kann es ganz ehrlich sagen: wie die meisten Menschen weiss ich noch immer relativ wenig über die Ureinwohner Australiens. Meine spannenden Begegnungen und mystischen Erlebnisse in Australien, sowie meine Gedanken über Aboriginal People möchte ich jedoch unbedingt mit euch teilen:




Selbst habe ich erst einzelne Aboriginals persönlich getroffen - und erst noch nur solche, die sich den Kontakt mit Touristen aus aller Welt gewohnt sind, die es irgendwie geschafft haben, sich in beiden Welten zu bewegen. Dennoch habe ich mit der letzten Reise nach Australien ein starkes Gefühl und Verständnis für die Aboriginal People und für ihre Verbindung zum Land und zur Natur erhalten.

Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag, eine Annäherung. Für alle Aboriginal People, eingewanderten Australier und Touristen in Australien müssen meine Zeilen nicht zutreffen, denn es sind nur meine Erlebnisse, Erfahrungen und Folgerungen daraus. Wenn ich damit ein wenig mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für die jahrtausendelangen Bewohner und Kenner des Australischen Kontinenten erreichen kann - umso schöner!



Inhalt:

Einleitung
1. Geschichte, Kultur und Wissen der Aboriginal People in fünf Sätzen
2. Meine traurigen Begegnungen mit Aboriginals und den Folgen der jüngeren Geschichte Australiens
3. Als ich mich beobachtet fühlte
4. Das flüstern des Landes und der Ahnen
5. Lernen und Verständnis gewinnen in Informationszentren
6. Zusatzinformationen



1. Geschichte, Kultur und Wissen der Aboriginal People in fünf Sätzen


Die lange und vielfältige Aboriginal Geschichte und Kultur hier in einem Beitrag zusammenzufassen, ist nicht möglich und gar nicht mein Ziel. Festzuhalten ist aber, dass Aboriginal People auf dem Australischen Kontinent eine etwa 40'000 - 60'000 Jährige Geschichte haben. Viele wissenschaftlich nachweisbare geologische, soziale, geschichtliche, astronomische und wetterbedingte Events sind in den Dreamtime Stories der verschiedenen Tribes übermittelt und werden so als eine Art kollektive Erinnerungen weitergegeben.




Ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihr Gefühl für Natur, Landschaften, Tiere, Pflanzen und Wetter sind wertvoll und phänomenal: Gerade in den vergangenen Wochen, mit den katastrophalen Feuern in Australien, wird endlich wieder öffentlich darüber gesprochen, wie die tausende Jahre währende Erfahrung der Aboriginal People mit dem Thema Feuer solche Katastrophen (abgesehen von Klima-bedingten stärkeren Trockenheiten) in Zukunft ein Stück weit verhindern könnte. Es bleibt zu hoffen, dass solche Projekte tatsächlich verfolgt und nicht schon bald wieder vergessen werden und dass das Wissen der Aboriginals in Zukunft ganz allgemein mehr geachtet und im Sinne der Natur genutzt wird!






2. Meine traurigen Begegnungen mit Aboriginals und den Folgen der jüngeren Geschichte Australiens


Meine bisherigen Erfahrungen und Begegnungen mit Aboriginal People waren bescheiden: Einmal, während einer früheren Reise nach Australien, nachts in Adelaide, sah ich einige von ihnen wild herumgestikulieren und hörte sie schreien. Bald war auch schon ein Polizei-Auto mit lauter Sirene unterwegs. Ich hatte keine Ahnung, was vor sich ging, fühlte mich zwar nicht bedroht, aber auch verunsichert.

Während meiner letzten Australienreise begegnete ich in Alice Springs, rund um den Uluru und in Darwin so vielen Aboriginals, wie noch nie vorher. Viele lagen in den Parks der Städte im Schatten eines Baumes, scheinbar teilnahmslos, vielleicht aber auch nur die heissesten Stunden des Tages in Ruhe verbringend? Bei einem Roadhouse im Red Centre sah ich sie zusammenstehen, im Laden herumrennen (und herausgejagt werden), Fastfood essen und laut herumschreien. Ausserdem rochen sie anders als unser "frisch geduschtes und desodoriertes" Ideal oft nach Schweiss und nicht gerade frisch.




Auch wenn mir manches Zusammentreffen nicht nur angenehm war, versuchte ich immer wieder, zu verstehen: Wie könnte ich, als Besucher, ihnen böse sein, ihr Verhalten und ihre aktuelle Lebensweise verurteilen oder denken, dass meine Art, meine Ernährung, mein Leben und mein (oft künstlicher) Geruch besser ist?

Was sollen sie denn essen, wenn die Jagd oder das Sammeln von Pflanzen kaum mehr so möglich ist, wie sie es früher kannten? Ihnen, oder meist schon ihren Vorfahren wurden von den Einwanderern ihre Lebensräume, ihre Lebensarten, Sprache, Kultur, Kinder und oft auch ihr Leben genommen. Viele haben ihren Platz weder im "neuen", von aussen diktierten und entwurzelten modernen, noch im "alten", traditionellen Leben bis heute nicht mehr gefunden. Auch die eingewanderten Australier suchen noch immer den richtigen Umgang mit ihren Ureinwohnern. Unfassbar viele Fehler wurden gemacht und haben bis heute Folgen für alle Bewohner Australiens.



3. Als ich mich beobachtet fühlte


Ob es damals, vor knapp acht Jahren tatsächlich meine erste (unbewusste!) Begegnung mit Australiens Ureinwohnern war, oder nur mit ihrem Land und ihren Tieren, weiss ich bis heute nicht:

Während unserer Fahrt entlang der Westküste Australiens in Richtung Norden sahen wir ca. 30 Minuten südwestlich des Nanutarra Roadhouses von der Strasse aus spezielle Felsformationen. Wir hielten für eine kleine Pause an und ich wagte alleine einige Schritte über den schmalen Trampelpfad zu den Felsen, um sie zu fotografieren.




Die Hitze flirrte, es war windig und irgendwoher hörte ich hunderte Wellensittiche zwitschern. Erst mit der Zeit sah ich sie auch: immer wieder flogen sie von den Büschen in der Umgebung hoch, in eine erhöhte Höhle im Fels und von dort wieder weg. Was dort wohl spannendes zu finden war, vielleicht Wasser?




Der Ort war irgendwie magisch. Das vielfache Zwitschern der Wellensittiche und der Wind waren laut zu hören, ansonsten war es ganz ruhig. Ich fühlte ich mich einerseits ganz alleine hier draussen zwischen den runden Felsen, gleichzeitig aber auch sehr beobachtet und überhaupt nicht alleine. Mit den Augen suchte ich die Büsche und die runden Felsen ab, konnte jedoch niemanden sehen. Schnell ging ich zurück zum Auto und wir fuhren weiter.




Nur wenige hundert Meter weiter war eine Aboriginal Community ausgeschildert. Vielleicht hatte ich mich also nicht getäuscht... Bis heute habe ich Gänsehaut, wenn ich mir die Videos anschaue, die ich damals eigentlich nur der Vögel wegen aufgenommen hatte...



4. Das Flüstern des Landes und der Ahnen


Während meiner kürzlichen Reise nach Australien waren wir für einige Zeit im Outback zwischen Alice Springs und dem Uluru unterwegs. Oft hielten wir entlang der Strasse oder bei einem Aussichtspunkt für einen Zwischenstopp und hier hörte ich es zum ersten Mal: ein pfeifendes, an- und abschwellendes Rauschen des Windes durch die Landschaft, durch Steine und Büsche, durch ausgetrocknete Flussbetten und über Felskanten. Das Geräusch ging mir nahe und es hat mich die ganze restliche Australienreise hindurch mehrmals begleitet.




Auch wenn ich genau weiss, dass alles physikalisch absolut erklärbar ist, habe ich mich immer, wenn ich diese Geräusche gehört habe, sehr speziell gefühlt. Jedes Mal habe ich mir Zeit genommen, zuzuhören: Ich habe mir vorgestellt dass mich das Land und die Ahnen der Aboriginal People als Besucherin hoffentlich willkommen heissen und ich habe versprochen, die Natur und die lokale Kultur zu achten (was ja auch selbstverständlich sein sollte!). Dieses oft feine und doch so mächtige Geräusch des Windes hat in mir mehr bewegt, als es jede Erklärung oder Fachliteratur gekonnt hätte, es waren magische, verbindende Momente.




Habt ihr so etwas auch schon erlebt? Und nein, ich hatte keinen Sonnenstich oder übermässigen Durst... auch bin ich normalerweise nicht allzu esotherisch veranlagt. Es waren einfach sehr schöne, ruhige Erlebnisse in und mit der Natur. Wenn ihr euch selbst vorstellen möchtet, wie diese Wind-Geräusche tönen, könnt ihr die Lippen spitzen, wie zum pfeifen, die Luft dann aber knapp ohne klaren, lauten Pfeif-Ton, sondern eben eher nur als rauschendes beinahe-pfeifen in langsam auf- und absteigenden Tonarten hinausblasen. Falls ihr in Australien seid (oder bestimmt geht das auch sonst überall, draussen in der Natur!), sucht euch einen ruhigen Ort, hört dem Wind und dem Land zu und lasst die Natur auf euch wirken.



5. Lernen und Verständnis gewinnen in Informationszentren


Mit diesem Verständnis für die Ureinwohner Australiens im Herzen wollte ich unbedingt das Uluru - Kata Tjuta Cultural Centre beim Uluru besuchen, um mehr über die Aboriginal People, ihre Geschichte, ihr Leben und ihre Naturverbundenheit zu erfahren. Im Informationszentrum war ich sehr lange, habe viel gelesen, geschaut, geschnuppert und gestaunt.




Es hat sich absolut gelohnt, auch wenn ich dadurch immer noch erst einen kleinen Ausschnitt des Lebens, Denkens und Handelns der Anangu (welche in Australiens Zentrum und damit auch rund um den Uluru leben), erfassen konnte.

Mir ist klar geworden, dass ihr ganzes Leben und Denken sich sehr von meinem unterscheidet: Sie leben sehr nahe an und in der Natur und diese ist gleichzeitig untrennbar mit ihren Ahnen und den Dreamtime Stories verbunden.

Das Fotografieren ist im Innern des Uluru - Kata Tjuta Cultural Centre verboten und daran habe ich mich natürlich auch als Foto-Junkie gehalten. So sind mir nur in Gedanken einzelne Ausschnitte von Dreamtime Stories, Stimmen, Gesängen, Nahrungsmitteln direkt aus der Natur, Zahlen, Sprachen, Kunstgegenständen und Informationen geblieben. Daraus ergibt sich auch wieder ein kompletteres Bild und ein weiter wachsendes Verständnis für die Aboriginal People und einige ihrer Traditionen.



 6. Zusatz-Informationen


Einige weitere Informationen zu den Aboriginal People gebe ich euch hier gerne weiter: Vielleicht ist ja etwas besonders Interessantes für euch dabei?

Fotos von Menschen
Viele Aboriginals mögen nicht fotografiert werden, deshalb gibt es auch hier in diesem Beitrag nur Fotos der Natur Australiens. Für mich stehen Naturschönheiten genauso für die Kultur und das Leben der Ureinwohner in Australien. Im Cultural Centre unter Aboriginal Kontrolle gab es auch Fotos von Menschen. Jedoch werden diese abgedekt, sobald jemand gestorben ist - Fotos von Menschen zu zeigen, welche nicht mehr unter uns sind, ist verboten.





Fotos von speziellen Orten
Nicht nur Menschen, sondern auch einige heilige Orte wie z.B. spezielle Stellen des Uluru oder der Kata Tutja sollen nicht fotografiert werden. Noch strenger wird dies für professionelle Fotografen und Videografen gehandhabt, welche ihre Fotos veröffentlichen oder gar damit Einkommen generieren wollen. Weitere Angaben dazu findet ihr hier: Photography Guidelines und Media Guidelines.





Ursprüngliche Orts - Namen
Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass ihr heute kaum mehr vom Ayers Rock, sondern vom Uluru hört. Als die ersten Zuwanderer nach Australien gelangten, entdeckten sie Region um Region, Ort um Ort, Fluss um Fluss und Berg um Berg das Land und sie benannten diese nach Entdeckern, damaligen Politikern oder Orten ihrer Ursprungsländer... Was sie nicht bedachten, war: Alle diese Orte, Regionen, Flüsse und Berge hatten bereits Namen! Erst seit wenigen Jahren werden nun immer mehr diese ursprünglichen Namen wieder verwendet. Bis diese im kollektiven Verständins angekommen sind, dauert es jedoch teilweise sehr lange. Beim Uluru, dem heiligen Berg der Ureinwohner hat es meiner Meinung nach am besten und schnellsten funktioniert.





Anders zuhören, mitdenken, einfühlen
Aboriginal People sind sehr in der Natur und in der Vergangenheit ihrer Ahnen verwurzelt. Mein Gefühl ist, dass sie in Vielem anders denken und fühlen als ich, das viel zitierte "keinen Besitz haben, sondern für das Land sorgen" ist nur eines davon. Genau dies, das sich darauf einlassen finde ich besonders interessant. Zum Beispiel konnten wir einer Frau zuhören, die uns beim Uluru von ihrem Traum erzählte. Sie sprach vom Mond und seiner Bahn über dem Uluru und sie betonte immer wieder, es sei ein guter Traum gewesen.





Den Uluru besteigen?
Vor unserer Australien-Reise war es ein grosses Thema: Ab dem 26. Oktober 2019 wurde endlich verboten, den Uluru zu besteigen. Knapp zwei Wochen später waren wir dort, bewunderten den Uluru, den heiligen Berg der Anangu, sahen, wie wichtig er für sie ist, und wie schön die Natur rundherum.




Dann kamen wir zu der Stelle, wo die Leute jeweils hinaufgeklettert waren: Abgesperrt mit Gittern, alles kahl, jegliche Vegetation weggetrampelt, die Halte-Seile und Stangen schon halb enfernt und dann diese ausgetretene, helle Linie den Berg hoch - schrecklich! Nicht nur ist der Berg selbst für die Aboriginal People heilig, auch fühlen sie sich für die Sicherheit der Besucher hier verantwortlich. Dass es am Berg immer mal wieder Verletzte und Todesfälle durch Stürze gab, war für sie zusätzlich schlimm. Ich sage es sehr klar: zum Glück ist das hochklettern auf den Uluru nun verboten!





Laute Stimmen
Das laute Sprechen oder gar Schreien habe ich schon weiter oben erwähnt. Im Cultural Centre habe ich gelernt, dass Aboriginal People kräftige, laute Stimmen haben, weil sie sich damit oft auch über weite Distanzen hinweg verständigen. Ist es also möglich, dass einige der früheren Begegnungen, bei denen ich Schreie und vielleicht Streit heraushörte, ganz einfach normale Kommunikation waren?





Weitere Informationen
Ich finde es schwierig, im Internet gesicherte Informationen aus erster Hand über Aboriginal People zu finden, erst recht auf Deutsch. Einzelne Informationen findet ihr hier:
Aboriginal People von Australien-Info.de
Sehr viele spannende Informationen findet ihr hier: Creativespirits.info (Englisch)




Wie geht es euch mit dem Thema? Habt ihr schon Aboriginal People getroffen, würdet ihr gerne, oder traut ihr euch irgenwie nicht so ganz ans Thema heran? Ich freue mich auf eure Meinung und Erfahrungen in den Kommentaren.

Liebe Reisegrüsse
Miuh

Montag, 29. Oktober 2018

Super-Pit Goldmine und grosse Maschinen in Kalgoorlie-Boulder

Hier findet ihr Tipps, Informationen und beeindruckende Fotos zur riesigen Super Pit Goldmine im Herzen Australiens. Alte Geschichten rund um viel Gold und modernste Technik ziehen euch in ihren Bann!
 
Schon oft habe ich gesagt: "In Australien ist alles etwas grösser!" - Und auch in der Goldgräberstadt Kalgoorlie-Boulder trifft dies definitiv zu!

In diesem Beitrag findet ihr viele beeindruckende Informationen zur Super-Pit Goldmine in Kalgoorlie, im Outback von Westaustralien, wo noch immer etwas Abenteuer- und Goldgräber-Stimmung herrscht. Fans grosser, PS-starker Maschinen kommen ebenso zum Zuge, wie Menschen, welche sich für die Goldgewinnung interessieren, oder einfach nur gerne staunen.

Zum Schluss zeige ich euch einige Tipps, wie ihr dieses Spektakel selbst erleben und wo ihr später einen gemütlichen Abend verbringen könnt.


Auf dem Bild oben täuschen die Grössenverhältnisse durch die Distanz von Mensch und Maschine noch etwas, doch diese Baggerschaufel alleine (ohne Bagger) wiegt 68 Tonnen, fasst weitere 70 Tonnen Erz (32 m3) und kostet 1.3 Mio Australische Dollar. Der ganze Bagger ist für 18.5 Mio AUD zu haben. Nicht gerade ein Schnäppchen - Da muss sich das (Gold-) Geschäft schon lohnen!


Doch von Anfang an...

Wir fuhren von Esperance her kommend (link zum Bericht) nach einer ziemlich langen Fahrt durchs Outback am späteren Nachmittag in die Goldgräberstadt Kalgoorlie-Boulder (Wiki-Link) ein, welche im Westaustralischen Outback um die 600 km östlich von Perth liegt.
 

Wohngebiete mit einfachen Häuschen säumen anfangs die Strasse und im Zentrum kommt ihr zur Hannan Street, an welcher noch heute die Viktorianischen Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende stehen. Sie prägen das Stadtzentrum und verstärken das Wildwest-Gefühl, welches euch hier unweigerlich ergreift.


In der Stadt wohnen kapp 31'000 Menschen, wovon ca. 550 direkt bei der nahen Super-Pit Goldmine angestellt sind. Sehr viele mehr haben jedoch indirekt mit dem Minengeschäft zu tun, fungieren als Zulieferer, Versorger oder Dienstleister im Zusammenhang mit der Mine.

Nach Goldfunden von Paddy Hannan im Jahr 1893 begann der Goldrausch in der Region (Wiki-Link), immer mehr Goldgräber folgten, und Kalgoorlie wuchs. Immer weiter wurde gegraben und verschiedenste Bergwerke und Stollen reichten immer tiefer in den Boden.

  
Heute wird die Super-Pit Mine als Tagbau (das heisst, an der Erdoberfläche in die Tiefe grabend, nicht in unterirdischen Stollen) betrieben und dehnt sich über ca. 3.5 km Länge, 1.5 km Breite und 350-500 m Tiefe aus. Längst wurden die alten Stollen vom riesigen Loch verschluckt und es ist die (seit 2016 nur noch) zweitgrösste Goldmine Australiens entstanden.


Von einem Lookout (offizieller Aussichtspunkt) aus könnt ihr die riesige Mine überblicken und zuschauen, wie weit unten die "kleinen Bagger" arbeiten und Gestein auf die "Kleinen Lastwägelchen" laden... Wie Spielzeug sieht da unten alles aus! - Natürlich eine Täuschung, wie ihr später noch sehen werdet...


Die berühmten Goldnuggets sind sehr selten und die grossen Rohstoff-Firmen verlassen sich nicht darauf, einige davon zu finden, sondern arbeiten industriell und im grossen Stil. Wenn jedoch einmal ein Nugget gefunden wird, wie erst im September 2018 in der Beta-Hunt Mine in Westaustralien (eigentlich eine Nickel-Mine, welche stillgelegt werden sollte!) das wohl grösste, je gefundene Gold-Nugget der Welt, dann ist das natürlich aufsehenerregend. (News-Link)
 
Aus der Super Pit werden pro Jahr ca. 700'000 Unzen, das heisst 20'000 Kilogramm Gold produziert. Pro 1 Million Tonnen Gestein / Erz ergibt sich um 250 bis 300 Kg Gold, oder bildlich gesprochen: Im Durchschnitt befindet sich nur in jedem 7. Lastwagen (maximale Ladung pro Fahrzeug: 225 Tonnen) ein Golfball - grosses Stück Gold mit einem Gewicht von ungefähr 0,5 Kg.


In Wirklichkeit ist das Gold natürlich sehr fein im Gestein verteilt und es braucht noch viele weitere (teilweise sehr umstrittene, weil chemische) Prozesse, bis dieses Gold auch tatsächlich herausgewaschen werden kann.

Tatsächlich kommt es da stark auf den Goldpreis an, ob sich das Geschäft überhaupt lohnt, denn der Aufwand ist enorm! 

Jeder dieser Lastwagen auf dem Bild oben hat 2'300 PS, wiegt alleine 166 Tonnen und kann mit maximal 225 Tonnen Erz beladen werden werden. Nur schon eine einzige Tankfüllung kostet ein Vermögen, denn sie beträgt 3'790 Liter. Die Dinger fahren bis zu 55 kmh, sind also nicht extrem schnell, dafür kräftig. 40 dieser Muldenkipper mit einem Wert von je 4.4 Mio AUD sind in der Mine unterwegs - Ein beeindruckender Fuhrpark.


Schaufelbagger von Komatsu (auf dem Bild oben rechts), wie ihr ihn schon auf dem ersten Bild gesehen habt, gibt es nur vier in der Mine. Sie wiegen 710 Tonnen pro Stück und haben 4'020 PS auf zwei Motoren verteilt. Eine Tankfüllung (13'500 Liter) kostet über. 4'800 AUD (je nach Treibstoff-Preis auch mehr), dauert etwa 8 Minuten und nachgetankt wird normalerweise zwei mal pro Tag. Auch die Pneus sind mit 40'000 AUD pro Stück nicht ganz günstig, im Schnitt halten sie 4'500 Arbeitsstunden. Eine volle Schaufel des Baggers enthält bis zu 70 Tonnen Erz und somit wird die Mulde eines Lastwagens (links auf dem Bild) in ca. 4 Schaufelladungen gefüllt (maximial 225 Tonen).


Die Fahrer dieser riesigen Gefährte sind in vier Teams von je 80 Personen eingeteilt. Sie arbeiten im Rythmus: 7 Tage Tagschicht / 7 Tage frei / 7 Tage Nachtschicht / 7 Tage frei. Eine Schicht dauert 12 Stunden, der Betrieb läuft also rund um die Uhr. Lastwagenfahrer bringen pro Schicht etwa 18 Ladungen aus der Mine und Schaufelbaggerfahrer füllen um die 675 Ladungen oder 150 Lastwagen voll Erzgestein.

Die Superpit ist übrigens keine pure "Men's World", im Gegenteil! Frauen sind beim Arbeitgeber gerne gesehen, denn sie gelten (im Durchschnitt) als vorsichtigere und weniger grobe Fahrerinnen, was Einsparungen bei Verschleissteilen und beim Pneuverbrauch bedeutet - Bei den Kosten, die ihr oben gesehen habt, ein gewichtiges Argument!


Die Super Pit Goldmine könnt ihr vom Super Pit Lookout (link) überblicken und die Arbeit in der Mine beobachten. Geöffnet ist der Lookout zwischen 7 Uhr Morgens und 7 Uhr Abends. Nebenbei erfährt ihr auf Schautafeln viel Spannendes zum Betrieb und ihr könnt neben einem Bagger, auf einer Baggerschaufel oder auf ausgedienten Riesen-Pneus direkt den Grössenvergleich erleben!

Wenn ihr den Betrieb noch etwas näher sehen und genauer erklärt haben möchtet, könnt ihr via Kalgoorlietours (link) eine 1,5 oder 2,5 Stündige Tour buchen. Sicherheitsbedingungen: Langes Oberteil, lange Hosen, sowie gute, geschlossene Schuhe, nur Gesicht und Hände dürfen frei sein und auch 0,0 Promille Alkohol ist Pflicht, sonst werdet ihr nicht mitgenommen!
 
Selbst hatte ich vor einigen Jahren das Glück, dass ich den Super-Pit Lookout bei Nacht besuchen konnte (was sonst nicht möglich ist) und viele zusätzliche Erklärungen erhielt. Auch die Nachtaufnahme der Super-Pit Mine (Bild oben) stammt von damals. Unsere Guide war selbst Lastwagenfahrerin für die Mine, konnte also viel spannendes Insider-Wissen beitragen.

Möglich war dieser Nacht-Besuch damals während eines Zwischenstopps des Indian-Pacific-Zuges, welcher jeweils in drei Tagen quer von Osten nach Westen und ebenso von Westen nach Osten durch Australien fährt. Hier: Der Himmel über der Nullarbor Plain (Australien) findet ihr einige Eindrücke davon. Es ist genau die Strecke, an welcher Kalgoorlie Station auch liegt.



In Kalgoorlie selbst (hauptsätzlich an der Hannan Street) findet ihr verschiedene gemütliche Restaurants und Bars. Am coolsten ist es, Abends bei noch sommerlich milden, warmen Temperaturen auf einem der Viktorianischen Balkone zu sitzen, hinaus auf die Hannan Street und den Turm des Kalgoorlie Courthouse zu blicken und die spezielle Stimmung in der Goldgräberstadt zu geniessen.

Stellt euch vor, wie weit draussen ihr hier eigentlich im Outback Australiens seid, etwa 600 Kilometer von Perth entfernt. Und doch liegt hier, in dieser unwirtlichen Gegend eine kleine Stadt. Kalgoorlie-Boulder mit all seinen Bewohnern gibt es hier nur des Goldes wegen, wie dies schon mehrfach in Australien der Fall war.

Der Himmel über Australien ist für mich immer wieder etwas Besonderes, wie an jenem Abend damals mit den Gedanken über den Goldrausch in Australien und mit der schmalen Mondsichel, 4 Tage nach Leermond...


Wäre ein Leben in dieser weit abgelegenen Stadt etwas für euch? Noch heute werden ja teilweise grössere Goldnuggets gefunden, was immer wieder Glücksjäger und Hobby-Goldsucher anzieht.

Liebe Reisegrüsse, Miuh

Original veröffentlicht am 04.03.17 / 11.56 -> Informationen und Fotos aktualisiert am 29.10.18

Die passenden weiteren Berichte findet ihr hier:


Vorherige Etappe: Esperance-Kalgoorlie via Scaddan und Norseman (link)
Übersicht über die einzelnen Etappen unserer Australienreise (link)
Und die nächste Etappe: Coolgardie - Noch ein Goldrausch! (link)

Quellenangabe für enthaltene Informationen und Zahlen: Super Pit - Lookout / Super Pit Mitarbeiter / Wikipedia

Montag, 20. März 2017

Outback-Feeling zwischen Kalgoorlie, Coolgardie und Perth

Nach dem Besuch der geschichtsträchtigen Goldgräberstädtchen Kalgoorlie und Coolgardie führte unsere Reise weiter in Richtung Perth. Auf der knapp 600 Kilometer langen Strecke könnt ihr nochmals viel typisch Australisches Outback erleben! Einige Besonderheiten werde ich euch hier zeigen:
Ein langer Tag mit einer reinen Fahrzeit von ungefähr 6.5 Stunden lag vor uns. Trotzdem - oder gerade deshalb - ist es wichtig, immer wieder Pausen einzulegen, zu trinken, auszusteigen und sich zu bewegen - und die Fahrt mit all den Eindrücken zu geniessen!
Die erste Pause nach Coolgardie legten wir bei der Koorarawalyee Rest Area ein. "In the middle of nowhere" liegt der grosszügige Rastplatz neben der Strasse und es wäre auch möglich, hier kostenlos -> [HIER (link) findet ihr weitere kostenlose Camping-Möglichkeiten] eine Nacht (länger als 24h ist nicht erlaubt)  zu verbringen. Tische und Bänke stehen verteilt unter grossen, Schatten spendenden Bäumen, Toiletten und eine Solardusche stehen ebenfalls zur Verfügung.
Hier sollen auch einmal die in Australien wirklich bis an die entlegensten Orte verteilten öffentlichen Toiletten - Aktuell über 16'000, zu sehen auf der "toiletmap" (link) - gelobt werden! Selbst im Outback, im Dschungel oder auf ziemlich ursprünglichen Inseln stehen sie.

Um den (Betreuungs-) Aufwand und die Auswirkungen auf die Umwelt an solch entlegenen Orten möglichst gering zu halten, wird eine spezielle Technik angewandt: die Composting Toilet (link). Die Fäkalien werden in einem oder zwei Schritten kompostiert und es ist weder Spülen mit Wasser noch ein häufiges Leeren eines Tanks nötig - nur sehr selten muss der fertige Kompost entfernt werden.

Dafür müssen jedoch Regeln eingehalten werden: In die Toilette darf nichts, was nicht vorher die Verdauung durchlaufen hat, sowie Toilettenpapier - also auch keine Rüstabfälle oder ähnliches und schon gar keine anderen Materialien oder gar Chemie!

Für das Toilettenpapier gilt oft "bring your own" und die Sauberkeit der Anlage ist von den Vorgängern abhängig... Aber ich kann euch versichern: im Outback wird man irgendwann bescheiden mit den Ansprüchen.

Nach einer erholsamen Pause und etwas Bewegung ging es weiter durch typische Australische Outback - Landschaften...
Southern Cross liegt 225 km westlich von Kalgoorlie und auch dieser "Stadt" merkt man an, dass sie zu Goldrausch-Zeiten einmal viel grösser ausgelegt war.
Heute wohnen hier noch um 760 Einwohner, die unter anderem in der Landwirtschaft tätig sind. Im Gegensatz zu Coolgardie sind hier kaum alte Gebäude erhalten und so fuhren wir nach einem Tankstopp weiter.
Unterwegs sind entlang der ganzen Strecke (auch schon auf dem ersten Foto oben)  immer wieder Rohre zu sehen: Tatsächlich verläuft hier die "Golden Pipeline" (link), die mit 540 km längste Süsswasser-Pipeline der Welt, die von Perth bis Kalgoorlie führt.

Als 1892/93 der Westaustralische Goldrausch startete, stieg der Wasserbedarf in diesen entlegenen Gebieten enorm an. Ab 1896 wurde Wasser via Eisenbahn bis Kalgoorlie gebracht und bereits ab demselben Jahr wurde die Golden Pipeline geplant und 1903 fertiggestellt. HIER (link) könnt ihr die ganze Geschichte nachlesen.

Welche Erleichterung die Goldfields Pipeline gebracht hat, zeigt nur schon der Preisunterschied: Der Wasserpreis sank um 96% im Vergleich zur Zeit, als Wasser via Eisenbahn transportiert werden musste. Bis heute werden übrigens 33'000 Haushalte, sowie Minen, Farmen und andere Betriebe mit Wasser aus dieser Pipeline versorgt!
Immer weiter und weiter... An solchen Landschaften kann ich mich kaum sattsehen. Geht es euch nicht auch so?
Auch Roadtrains könnt ihr immer wieder sehen. Ein grosser Fan von Lastwagen bin ich sonst ja nicht, aber dieser schöne Truck in blau und Chromstahl hat mir doch gefallen!
Der beeindruckendste Transport, den ich während unserer Outback - Fahrten sah, war jedoch dieser hier: Ein halber, geladener Riesenbagger, gezogen von einer Zugmaschine, die wiederum durch eine dicke Eisenstange verbunden war  mit einer weiteren Doppelmotorigen Zugmaschine. - Irgendwie muss ja schliesslich so ein 700 Tonnen schwerer Bagger auch zu den Goldminen bewegt werden!
Unsere Reise hingegen führte uns wieder nach Perth, wo wir Freunde trafen, unseren Camper abgaben und uns für die weiteren, unterschiedlichen Reisepläne von unserem Freund verabschiedeten, der uns bis hierher begleitet hatte.

HIER (link) findet ihr mehr zum Thema: Ankommen in Perth und weiter gehts... mit Tipps zu einem praktischen Hotel für 's Ankommen oder Abreisen und zum Flughafen mit den verschiedenen Terminals.
Zur Übersicht aller bisherigen Ettappen: Traum - Australienreise: West- und Ostküste (link)

Die bisherige Reise im Südwesten Australiens war wunderbar, doch zu Ende war damit unsere Zeit in Australien noch lange nicht! Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mich hier weiter begleiet :-)

Liebe Reisegrüsse, Miuh






Samstag, 11. März 2017

Coolgardie - Noch ein Goldrausch!

Die (beinahe-) Geisterstadt Coolgardie liegt nur gerade 40 Kilometer Südwestlich von Kalgoorlie.
1892 wurde hier Gold gefunden und schon wenige Stunden nach Bekanntwerden machten sich hunderte Goldschürfer auf den Weg und gründeten die Stadt. 1898 war Coolgardie die drittgrösste Stadt Australiens mit ca. 15'000 Einwohnern und nochmals etwa gleich vielen Bewohnern in der näheren Umgebung.
Nachdem der Goldrausch vorbei war, sank die Einwohnerzahl rapide wieder ab und Coolgardie wurde zu einer Geisterstadt. Heute wohnen hier um die 800 Personen und die alten Gebäude wurden schön wieder hergerichtet und dienen nun als Touristenattraktionen. Dieser eigentliche "Lost Place" ist also nicht ganz verloren, sondern wird wenigstens äusserlich erhalten.
Jedes Gebäude hat seine Geschichte und diese zu entdecken, macht grossen Spass - ihr erfährt immer wieder etwas über die damaligen Menschen und ihr Leben.

Das Coolgardie Hotel ist eines der zwei verbliebenen Pubs...

Im Warden's Court Building befand sich das Departement für Minen und Petroleum / Erdöl. Heute beherbergt es das Goldfields Exhibition Museum.

Im Old Gaol war das Gefängnis von Coolgardie untergebracht - und bevor dieses fertig gebaut war, wurden Angeklagte sogar einfach an einen Baum, den Gaol Tree angebunden bis zum Gerichtsverfahren.

Das Marvel Bar Hotel war eines der vier Gästehäuser, welches um 1916 (als der Goldrausch schon vorbei war) noch geöffnet war. Um 1926 wurde es in einem Zyklon beschädigt und anschliessend in der aktuellen Form wieder aufgebaut. Heute ist darin die RSL (Eine Organisation für aus dem Krieg zurückgekehrte Soldaten) untergebracht.

Coolgardie ist wirklich einen Besuch wert, all die alten Gebäude haben mich sehr beeindruckt. An diesem Ort, mit dem weiten Outback rundherum fällt es leicht, sich in Gedanken 120 Jahre zurück und in die Zeit des Goldrausches zu versetzen.

Mögt ihr diese fast noch lebendige Geschichte auch so?

Liebe Reisegrüsse, Miuh


P.S. Hier (link) findet ihr den Überblick über alle bisherigen Ettappen der Reise
und hier (link) den Bericht zum Thema Super-Pit Goldmine und grosse Maschinen in Kalgoorlie-Boulder
und die nächste Etappe: Outback-Feeling zwischen Kalgoorlie, Coolgardie und Perth