Welcher Ort könnte dafür geeigneter sein, als eine tiefe Schlucht? Die Viamala oberhalb von Thusis ist von Zürich aus in gut 1,5 Stunden schnell zu erreichen und bietet beeindruckende Berg-Landschaften. Ausserdem ist es eines der zur "Grand Tour of Switzerland" gehörenden Ziele, welche ich endlich einmal besuchen wollte.
Am Rand der Viamala Schlucht befindet sich das Besucherzentrum mit Parkplätzen gleich nebenan, Toiletten und einem einfachen Zugang zur Schlucht über Treppen, kleine Brücken und Felsgalerien. Die Angestellten sind sehr freundlich und hilfsbereit!
Der Eintritt zur Viamala kostet über das Besucherzentrum 6 CHF für Erwachsene und 4 CHF für Kinder. Inbegriffen ist dabei der Parkplatz für 1 Stunde (falls ihr längere Touren unternehmen wollt, empfehlen sich die Parkplätze in Thusis) und wenn ihr nach den Toiletten fragt, wird euch 1 Franken dafür ausgeliehen.
Für Kinder gibt es weitere Angebote wie Schatzkarten und Tafeln mit spannenden Geschichten darauf, welche auf den Wegen durch die Schlucht verteilt (und übrigens auch für Erwachsene interessant) sind und auch Führungen werden angeboten.
An einigen Stellen ist die Schlucht hier bis zu 300 Meter tief und teilweise dafür nur wenige Meter breit. Sie wurde vom Hinterrhein, sowie zeitweise auch von Gletschern in tausenden bis zehntausenden von Jahren so ausgeschliffen und immer tiefer in den Fels gegraben. Ja, die Natur ist stark - und die Kombination von Wasser und Zeit vollbringt immer wieder spektakuläre Kunstwerke.
359 Treppenstufen gilt es heute für euch hinunter- und später auch wieder hochzusteigen, um die Schlucht zu entdecken.
Nicht nur der Blick nach unten, sondern ebenso der Blick nach oben ist beeindruckend und manchmal etwas schwindelerregend. Hoffentlich bleiben alle diese Felsen da oben hängen - manchmal werden sie scheinbar nur noch von Baumwurzeln zusammengehalten...
Wir wagten den Abstieg in die Schlucht über den Weg, welcher mit den gemauerten Treppen und den kleinen Brücken sicher und bequem ist. Dort, wo die Sonne auf die Betonstufen niederbrennt, war es noch immer sehr heiss - die Abkühlung liess auf sich warten.
Schon bald boten sich von den (seit 2017) neuen Schluchtbrücken (Rätoromanisch: Punts da tgavorgia) des Brückenbauers Jürg Conzett aus...
... erste Blicke direkt in die Tiefen der Schluchten und auf das Wasser des Hinterrheins.
Immer wieder laden Bänkli (Sitzbänke) zum Verweilen ein und an einzelnen Orten war es auch möglich, direkt auf die Felsen zu sitzen (etwa um ein kleines Pic-Nic einzunehmen).
Vielleicht geht es euch ja auch so wie mir: den Rhein kenne ich eigentlich als breit dahinziehenden Fluss im Deutsch-Schweizerischen Grenzgebiet, welcher anschliessend noch hunderte Kilometer weiter durch Deutschland und später durch Holland fliesst und dabei weitere Nebenflüsse aufnimmt.
Es ist beeindruckend, sich vorzustellen, wie dieser Fluss, welcher hier in den Bündner Bergen noch so schmal - eigentlich eher ein Bach - ist, 86 Kilometer weiter in den Bodensee fliesst und ab dessen Ausfluss weitere ca. 20 Kilometer später breit den Rheinfall hinunter donnert.
Ebenso unvorstellbar ist für mich, dass am 8.8.1951 während eines Hochwassers der Wasserstand bis zum heute noch markierten Level angestiegen ist, welches etwa in der Hälfte der begehbaren Stufen liegt. Damals wurden mehrere Brücken im Tal weggeschwemmt, Natursteinstufen in der Schlucht weggerissen (welche später durch Betontreppen ersetzt wurden) und auch sonst wurden Dörfer und Strassen in der Region überschwemmt.
Wenn ihr weiter hinunter steigt, führen euch die Treppenstufen eher auf der linken Seite zu schmalen Fels-Galerien, über dem Wasser. Hier ist es immer etwas feucht - und endlich auch etwas kühler (bei unserem Besuch um die 23C anstatt 33C. Normalerweise würde ich euch raten, etwas wärmeres wie eine Jacke oder einen Pullover mit in die Schlucht zu nehmen, da es hier schon kälter sein kann.
Könnt ihr euch vorstellen, dass diese und ähnlliche Wege schon zur Römerzeit begangen wurden, um die Alpen zu durchqueren? Im Mittelalter verlagerten sich die bevorzugten Routen, weshalb die Viamala weniger gepflegt wurde, immer mehr zerfiel und eben zu ihrem Namen: Via Mala: Schlechte Strasse kam.
Erst 1473 beschlossen die umliegenden Gemeinden, die Strasse wieder instand zu stellen und schafften es damit, sie wieder zur bevorzugten Strecke zu machen. Mehr dazu im Wiki-Link.
An die alten Säumer (Menschen, welche mit Tieren Lasten durch die Alpen transportierten) erinnern heute noch die Silhouetten aus Eisen, welche sich ganz natürlich in die Felswand hoch über dem Besucherzentrum einfügen.
Pflanzen finden ihre Lebensräume auch auf kleinen Felsvorsprüngen unten in der Schlucht...
... und Tierische Besucher lassen sich nicht lange bitten.
Es fiel uns schwer, aus der schattigen Kühle der Felsgalerien wieder hoch an die Sonne zu steigen, aber schliesslich wollten wir noch den anderen Teil der Schlucht erkunden. Auch hier waren wir schnell wieder im Schatten: die nächste Steintreppe führte durch einen Felsentunnel in die Tiefe.
In der Mitte des Tunnels bietet ein kleines Fenster im Fels Ausblick in die Schlucht und die Möglichkeit, auf einem kleinen Felsvorsprung auszuruhen und die kühle Luft zu geniessen. Die Chance haben wir auf dem Retourweg genutzt und den Rest unseres Pic-Nic's eingenommen.
Ich habe übrigens nicht schräg fotografiert ;-) tatsächlich sind die Gesteinsschichten so schräg, genau so wie der kleine Abhang im Hintergrund - Geologie live!
Ganz allgemein ist jedoch das Fotografieren in der Schlucht durch die Lichtverhältnisse mit starken Kontrasten von hellen Sonnenstrahlen, Spiegelungen, dunklen Felsen, Schatten... eher schwierig.
Erst einmal wollten wir natürlich sehen, wie es unten in der Schlucht aussieht:
Der Blick ist wiederum beeindruckend, sowohl nach oben...
... wie auch nach unten, wo ein heller Findlings-Block in der Schlucht steckt, welcher wahrscheinlich einmal von einem Gletscher hierhin transportiert wurde, da er aus einem ganz anderen Gestein ist, als all die Felsen rundherum.
Wie überall in solchen Schluchten empfiehlt es sich nicht, über den Zaun ins Bachbett zu klettern, da - ob von Stauwehren oder nach Regen weiter oben im Tal - das Wasser plötzlich stark ansteigen kann.
Für mich war dieser kleine Ausflug über gesicherte Treppen perfekt. Zwar waren (Ferienzeit lässt grüssen...) auch viele Familen mit Kindern da, aber je weiter unten in der Schlucht wir waren, desto ruhiger war es.
Falls ihr aber gerne noch mehr von der Viamala entdecken mögt und weiter wandern wollt, gibt es die Möglichkeit, die ganze Schlucht auf verschieden langen Routen zu durchqueren:
Mehr dazu findet ihr auf der Viamala Wander-Homepage.
Habt ihr auch Orte in den Bergen, die ihr gerne besucht, um euch im Sommer zwischendurch einmal in etwas kühleren Temperaturen zu erholen?
Ich hoffe, mein Ausflug in die Berge - oder besser gesagt, in die Schlucht dazwischen - hat euch gefallen! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr meinem Blog folgt und auch noch meine anderen Berichte über Ziele in der Schweiz anschaut: Schweiz Suisse Svizzera Svizra
Liebe Reisegrüsse
Miuh
P.S. gerne zeige ich die Viamala-Schlucht auch beim Sonntagsglück, beim Freutag und beim Natur-Donnerstag