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Sonntag, 1. März 2020

Oman Roadtrip: Duqm - wie einer der grössten Häfen der Region entsteht

Duqm - vor einigen Jahren noch ein Fischerdorf an der Omanischen Küste, etwa auf halbem Weg zwischen Muscat im Norden und Salalah im Süden - soll in Zukunft einer der grössten Häfen in der Region werden.

Für uns war Duqm vor allem ein wichtiger Zwischenhalt auf der Strecke von Salalah in Richtung Norden, aber natürlich waren wir auch gespannt auf die Situation vor Ort, auf die grosse Baustelle und was man davon überhaupt sehen würde? Es sollte dann mehr werden, als wir geplant hatten!




Wie hier: Die wilde Südküste zwischen Bergen und Meer beschrieben, kamen wir erst in Duqm und in unserem Hotel an, als es bereits dunkel war. Hier eine Unterkunft zu finden, war nicht schwierig gewesen: Schon von zu Hause aus hatten wir das Park Inn by Radisson Hotel & Residence in Duqm vorausgebucht.




Als wir den Raum betraten, staunten wir. Es war ein richtiges Appartement, modern und mit allem ausgestattet, um auch länger bleiben zu können: Küche, Wohnzimmer, Wäscheturm, Gartenterasse... alles war grosszügig bemessen.




Bald wurde uns bewusst: Die meisten Gäste blieben tatsächlich für länger hier: In Duqm's Hotels waren ausser uns nicht Touristen, sondern Ingenieure aus aller Welt untergebracht, welche auf einer der grossen Baustellen arbeiteten. Auch beim Abendessen und Frühstück herrschte eher Kantinen-Stimmung: viele kannten und begrüssten sich, sassen in wechselnden Gruppen zusammen und assen schnell.




Auch wir waren früh aufgestanden, weil wir wieder eine längere Tour vor uns hatten, aber Zeit für ein gemütliches Frühstück draussen auf der Terasse und eine kleine Tour durch das Hotel musste sein. Die Anlage lag direkt am Meer und wurde durch viele Grünflächen aufgelockert. Hier könnte man gut auch einige Tage mehr verbringen!






Anschliessend zog es uns weiter: bevor wir in Richtung Norden fuhren (hier mehr darüber), wollten wir Duqm entdecken und schauen, ob schon etwas vom entstehenden, grossen Hafen zu sehen war? Die Strecke führte uns mit Blick auf riesige Verkehrstafeln, auf breiten Strassen, über grosse Kreuzungen, vorbei an unzähligen Baustellen, Personalhäusern, Barackensiedlungen... Dort, wo sich teilweise noch weite Felder und Einöden breit machten, würde wohl in wenigen Jahren vieles überbaut sein - die Verkehrs-Infrastruktur ist zu einem grossen Teil jetzt schon vorhanden.






Wie schon erwähnt, ist geplant, dass Duqm von einem Fischerdorf zu einem der grössten und bedeutendsten Häfen in der Grossregion inklusive einer Sonderwirtschaftszone, sowie zu einem wichtigen Tourismusgebiet ausgebaut wird. Die Anzahl Bewohner sollte von ca. 5100 im Jahr 2004 gemäss einem 1995 entworfenen 25-Jahres-Entwicklungsplan auf 100'000 im Jahr 2020 anwachsen. Leider fehlen mir aktuelle Quellen und Zahlen, wie die heutige Situation tatsächlich aussieht.

Die bisher geplanten Tourismusprojekte rund um Duqm sind eher auf Gäste aus den Golfstaaten ausgerichtet und weniger auf europäische oder andere Touristen. Hintergrund ist das von diesen Besuchern bevorzugte Klima und die relative Nähe zu Salalah mit seiner regnerischen Khareef-Season im Sommer.

Der Flughafen Duqm wurde im Herbst 2018 erstmals angeflogen und im Januar 2019 offiziell eröffnet. In Zusammenhang mit der Sonderwirtschaftszone soll der Flughafen auch zu einem internationalen Drehkreuz ausgebaut werden können. Er wurde so ausgelegt, dass auch die aktuell grössten Passagierflugzeuge hier abgefertigt werden können. Momentan landet und startet hier ein Flugzeug pro Tag von und nach Muscat.




Nun ging es also für uns vorbei an der Baustelle für den zukünftig international wichtigen Hafen in Duqm. Von weitem sahen wir die riesigen Krane, unzählige Lastwagen und weite Flächen, auf welchen Hafengebäude und Strassen gebaut wurden. Faszinierend!






Wir hatten keine Ahnung, wo genau wir waren, alle Strassen hier waren neu und das ganze schien noch viel grösser, als ich es mir vorgestellt hatte. Überall waren Verkehrsampeln bereits in Betrieb, aber auf den breiten Strassen waren ausser uns und einzelnen Lastwagen kaum Autos unterwegs... Die Situation und die ganze Gegend war irgendwie surreal und faszinierend gleichzeitig!




Plötzlich kamen wir zu einem Kontrollposten und wurden energisch in eine Strasse hineingewunken - natürlich folgten wir den Anweisungen!




Einige Zeit später kam uns das Ganze jedoch etwas merkwürdig vor: Die Fahrbahn war zu einer ungeteerten Strasse und später zu einer holprigen Schotterpiste geworden, immer wieder mussten wir auf entgegenkommende Lastwagen achten.




Um unser 4x4 - Fahrzeug waren wir unglaublich froh, sonst wären wir hier draussen längst stecken geblieben. Aber etwas schien nicht zu stimmen: Wir befanden uns anscheinend mitten auf der Baustelle oder wenigstens auf einer der Zufahrtstrassen dazu... Vielleicht waren wir mit einem Bauingenieur oder Baustellenleiter verwechselt worden?






Nun galt es, einen Weg wieder hinaus zu finden! Nach Navi zu fahren fiel sowieso weg, keine einzige der Strassen hier, geschweige denn der Baupisten, war darauf eingetragen. So fuhren wir grob in Richtung weg vom Meer und hielten gleichzeitig nach bereits fertiggestellten Strassen Ausschau.

Tatsächlich fanden wir später das Ende einer geteerten Strasse, wenn auch nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte. "Egal", sagte mein Reisebegleiter... "wir müssen da jetzt irgendwie drauf"! Ein Hoch auf auf seinen Pragmatismus und seine Fahrkünste!






Ein kleines Hindernis erwartete uns noch: eine Strassensperre - allerdings kamen wir bereits von der falschen Seite her darauf zu gefahren... Auch hier liesse sich zum Glück der Geländewagen nicht aufhalten.




Nun war es für uns definitiv Zeit geworden, den weiteren Weg entlang der Omanischen Küste in Richtung Norden unter die Räder zu nehmen! (hier mehr darüber)

Leider wusste ich damals noch nichts vom Rock Garden, welcher hier direkt vor unserer Nase lag: Der Rock Garden umfasst ein Gebiet voller spektakulärer, natürlich entstandener Gesteinsformationen ganz in der Nähe von Duqm. Der Rock Garden wird je nachdem als Mondlandschaft-ähnlich, Geologisches Wunder, mindestens aber schwer beeindruckend beschrieben. Das Besondere dabei: der Ort wurde erst 2009 entdeckt und wird aufgrund seiner geografischen Lage weit weg von Muscat auch heute noch kaum besucht - ein echter Geheimtipp! Wenn ihr also schon in Duqm seid, macht euch die Mühe, die richtige Wegbeschreibung und Zufahrt zu finden und besucht unbedingt den Rock Garden!




Die nächste Etappe findet ihr HIER: Oman Roadtrip: Dem Wüstenrand entlang bis zu den rosa Salz-Seen

Mehr Informationen über unseren spannenden Roadtrip durch den Oman sowie weitere Etappen findet ihr HIER: Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land.

Natürlich freue ich mich besonders, wenn ihr den Blog gleich abonniert, um keinen weiteren Beitrag zu verpassen, oder wenn ihr mir einen netten Kommentar hier lässt!

Liebe Reisegrüsse, Miuh



Mittwoch, 10. April 2019

Oman Roadtrip: Ubar - das Atlantis der Wüste? Unesco Weltkulturerbe im Sand

Ubar ist eine uralte, geheimnisvolle Oasenstadt, von vielen auch Atlantis der Wüste genannt, weil der sagenumwobene Ort vor langer Zeit im Sand versunken ist und später lange erfolglos gesucht wurde. Heute ist das tausende Jahre alte Ubar (auch Wubar genannt) beim Wüstenörtchen Shisr im Oman teilweise ausgegraben und gilt als Unesco Weltkulturerbe.

Was so mystisch, spannend und geschichtsträchtig tönt, wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und nahmen dafür während der schon ziemlich langen Wüstenstrecke durch die Rub al-Khali vom Norden in den Süden des Oman zusätzliche Umwege in Kauf. Dabei war uns bewusst, dass wir möglicherweise nicht viel mehr als ein paar Steine in der Wüste sehen würden. Sehr bekannt scheint Ubar noch nicht zu sein, sondern viel mehr ein Geheimtipp, welcher nicht am Wegesrand liegt oder per Zufall gefunden wird, sondern ein geheimnisvoller Ort, der gesucht werden will.




Wo die sagenumwobene alte und unterdessen teilweise ausgegrabne Oasenstadt Ubar liegt, und was ihr dort finden könnt, zeige ich euch hier ausführlich:


Einleitung
1. Wegbeschreibung nach Ubar
2. Unsere Erfahrung: was gibt es in Ubar zu sehen?
3. Die Geschichte von Ubar, so weit heute bekannt
4. Legenden und Mythen um Ubar - das Atlantis der Wüste?
5. (Wieder-) Entdeckung von Ubar
6. Ubar - Unesco Weltkulturerbe
7. Quellen und weitere Informationen zu Ubar





1. Wegbeschreibung nach Ubar


Ubar liegt im Oman, ca. 170 Kilometer nördlich von Salalah am südlichen Rand der Rub al-Khali Wüste. Dazu empfehle ich euch auch meine Berichte:

Oman Roadtrip: 1000 Kilometer Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit einem Zwischenhalt in Haima - und Sicherheitstipps für die Wüstentour

Oman Roadtrip: Salalah im Süden - zwischen Tradition und Tourismus (ein ausführlicher Reiseführer)

Bei Kilometer 196 vor Salalah (834 Kilometer ab Muscat) findet ihr die Wegweiser "Shasar 66km und Dokah 1km". Dieser in süd-westlicher Richtung abzweigenden Strasse sind wir als erstes gefolgt, mussten jedoch nach wenigen Kilometern umkehren, da wir entweder falsch gefahren sind, oder die Strasse nicht durchgängig zugänglich ist.

Bei Kilometer 116 vor Salalah (915 Kilometer ab Muscat) findet ihr eine weitere Kreuzung in der Wüste, an welcher unter anderem "al Shasar", "Hanfeet Farms" und in der Nähe auch "Shisr Archeological Site 52 Km" angeschrieben seht. Auf dieser Strasse in leicht nord-westlicher Richtung haben wir schliesslich Ubar erreicht - und sind später auf demselben Weg auch wieder zurück zur Hauptstrasse gefahren, um die Reise fortzusetzen.




Auch ca. bei Kilometer 90 vor Salala, kurz vor der Stadt Thumrait, zweigt nochmals eine Strasse in nord-westliche Richting in Richtung Ubar ab. Dieser sind wir jedoch nicht gefolgt und haben die Strecke auch nicht weiter recherchiert.

Wichtig: Da schon während unserer Reise durch die Wüste und insbesondere auch an den Strassen in Richtung Ubar viel gebaut wurde, ist es möglich, dass die Strecken heute leicht anders - wahrscheinlich auch mit stärker ausgebauten Strassen oder gar Autobahnen - geführt werden. Konsultiert deshalb vor und während euer Reise Google Maps, aktuelle Strassenkarten und fragt wenn möglich Einheimische.

Auch dürft ihr nie vergessen, dass die Schreibweise von Ortsnamen immer wieder variieren kann, da Vokale in der Arabischen Schrift anders oder teilweise gar nicht verwendet werden. So werden dann ins Englisch übersetzte Orte je nach Aussprache unterschiedlich niedergeschreiben. Sprecht die Namen auf den Wegweiser am besten laut aus, so findet ihr am besten heraus, ob es jeweils die gesuchten sind?



2. Unsere Erfahrung: was gibt es in Ubar zu sehen?


Ubar selbst war schliesslich einfach zu finden und sehr übersichtlich. Auf einem kleinen Parkplatz stellten wir unser Auto ab. Auf einer Wand war "The lost City of Ubar" angeschrieben. Dort bogen wir um die Ecke eines weiteren Hauses, sahen ein halbfertiges (unterdessen in Betrieb stehendes) Informationszentrum und gleich daneben die Ruinen von Ubar. Viele Besucher kommen nicht hierher, zu weit draussen im Nirgendwo - und vielleicht auf den ersten Blick auch zu unspektakulär - ist die Stätte.





Tatsächlich findet ihr in Ubar nur noch Grundmauern, welche die Umrisse der ehemaligen Festung in der Wüste anzeigen. Die Wüstenstadt war auf  einer Felsplatte erbaut, unter welcher die für all das Leben und Wirken in der Wüste so wichtige Quelle lag. Man nimmt an, dass die natürlichen Wände der unterirdischen Wasseradern irgendwann brüchig wurden und zusammenstürzten, was das darüber liegende Ubar mit in die Tiefe riss und zerstörte.




Ein Stück weit wurden die alten Mauern rekonstruiert und wieder aufgeschichtet. Darunter seht ihr, sorgfältig mit einem feinen Gewebe abgedeckt, die originalen Mauer-Fragmente der alten Bauten.




Die grosse Felsplatte, welche als Fundament der noch bestehenden Gebäude-Teile dient und rund 25 Meter über der alten Quelle liegt, wird heute mit einer beängstigend dünnen Säule abgestützt. Mit gruseln denke ich daran, dass wir da kurz vorher noch oben drauf gestanden waren...




Auch wenn die noch vorhandenen Ruinen von Ubar nicht spektakulär und sensationell scheinen: die Geschichte dahinter, sowie die darum entstandenen Mythen und Geheimnisse aus längst vergangenen Tagen sind faszinierend.





3. Die Geschichte von Ubar, so weit heute bekannt


Die Oase bei Ubar wurde bestimmt schon seit der Eisenzeit oder gar vor über 5000 Jahren bis ins Mittelalter als Rastplatz und für den Handel genutzt.

Bei Ausgrabungen wurden unter Anderem uralte (frühmittelalterliche) Schachfiguren und Gefässe, sowie Spuren der Weihrauchverarbeitung über all diese Epochen hinweg gefunden. Ebenfalls fanden sich Münzen aus Rom, Syrien, Griechenland und Ägypten.


Copyright: Ubar Ausgrabungsstätte


Es wird deshalb vermutet, dass das Fort von Ubar nicht nur Rastplatz, Kreuzungspunkt und Oase in der Wüste, sondern auch ein wichtiger Umschlagplatz für Weihrauch auf den südlichen Routen durch die Rub al-Khali Wüste und nordwärts auf dem Weg zur Yabrin - Oase war.




Gemäss den Angaben vor Ort wird angenommen, dass die Kalksteinhöhle über der Quelle, auf welcher Ubar gebaut wurde, um das 15. oder 16. Jahrhundert einstürzte und die Siedlung dabei in die Tiefe riss. Andere Quellen datieren das Ereignis noch früher.






4. Legenden und Mythen um Ubar


Legenden um eine glanzvolle Stadt namens Ubar gibt es in vielen Quellen. Für den möglichen Standort dieser legendären Stätte wurden allerdings ganz unterschiedliche Lokalitäten genannt und auch die Namen waren nicht immer einheitlich.

Ubar soll in der Bibel erwähnt worden sein: Ptolemäus zeichnete eine Region "Lobaritae" mit drei bis vier Zentren, von denen eines Ubar sein könnte.




Ubar soll im Koran erwähnt worden sein: Das Volk der Ad in der Stadt Iram (welche oft mit Ubar gleichgesetzt wird) soll vom Glauben abgefallen sein, sündig gelebt und dem Geld eine zu grosse Rolle eingeräumt haben, worauf ihre "Stadt der Säulen" von Gott vernichtet wurde, von der Erde verschlungen im Sand untergegangen ist.

Auch in den Märchen von 1001 Nacht wird dieselbe, reiche Stadt Iram (Ubar) zwei mal erwähnt.




Solche Geschichten, welche meist auch einen Kern der Warheit und tatsächlicher geschichtlicher Ereignisse in sich tragen, faszinieren natürlich! Lawrence von Arabien (T.E. Lawrence), Britischer Archäologe und Militär, bezeichnete Ubar mit dessen Geschichte des Untergangs im Sand schliesslich gar als "Atlantis der Wüste". Die Möglichkeit, danach zu suchen, hatte er jedoch nicht mehr.


5. (Wieder-) Entdeckung von Ubar


Um 1930 wurde der der Entdecker Bertram Thomas von einem Beduinen, welcher ihn auf seinen Touren begleitete, an einem Ort darauf aufmerksam gemacht, dass hier der Weg nach Ubar führen würde. Er markierte den Ort auf einer Karte, beschrieb ihn in seinem Buch "Arabia Felix" und verband die Erzählungen der Beduinen später mit Lawrence von Arabien's Benennungen Ubars als Atlantis der Wüste. Gelegenheit, den Hinweisen nachzugehen, fand er jedoch später nicht mehr.

Mehrere Wissenschaftler und Entdecker, welche in der Region unterwegs waren und Shisr besuchten, berichteten in der Folge zwischen 1946 und 1953 von den alten Ruinen auf der markanten Felsplatte, ohne dass jedoch wohl das tatsächliche Alter erfasst wurde oder weitere Entdeckungen möglich wurden.




Ab Anfang der 1980er Jahre machte sich erneut ein Team auf die Suche: Nicholas Clapp, George Hedges, Juris Zarins und Sir Ranulph Fiennes. Sie folgten einerseits den alten Erzählungen aus Bibel, Koran und Geschichten aus 1001 Nacht für Hinweise, konnten aber auch die Nasa dazu bringen, über der Region das SIR (Space Imaging Radar) System der Challenger Raumfähre einzuschalten. Die daraus gewonnenen Daten konnten verarbeitet und aufbereitet werden, so dass uralte Karawanen-Routen durch die Wüste sichtbar wurden. Diese kreuzten sich bei Shisr - möglicherweise dem alten, gesuchten Ubar.

Eine erste Expedition um 1990 bestätigte die Strassenverläufe und brachte altertümliche Fundgegenstände zutage. Schliesslich wurde auch bei Shisr gegraben, wobei die heute bekannten Ruinen und Gegenstände gefunden wurden. Als das offizielle Jahr der (wieder-) Entdeckung Ubars gilt 1992.




Ob das Ubar bei Shisr tatsächlich diese sagenumwobene, reiche, im Sand versunkene Stadt der vielen Säulen ist, wie sie in all den Legenden und Erzählungen immer wieder beschrieben wurde? Mit Sicherheit ist das bis heute nicht bewiesen - und wird es vielleicht auch gar nie.

Ein wichtiger Hinweis auf den Untergang der Stadt sind jedoch auf jeden Fall die geologischen Gegebenheiten! Unter dem Fort befindet sich tatsächlich eine Quelle, welche für die Karawanen Jahrunderte und Jahrtausende lang eine wichtige Rolle gespielt hat, und die eingebrochene Kalksteinhöhle unter der Siedlung hat offensichtlich zu deren Zerstörung geführt.





6. Ubar - Unesco Weltkulturerbe


Bis heute ist nicht mit hundertprozentiger Sicherheit geklärt, ob das hier im Sand der Rub al-Khali Wüste im Oman gefundene Ubar demjenigen aller Erzählungen und Aufzeichnungen entspricht und ob es tatsächlich einmal so unfassbar reich und prächtig war, wie vielerorts beschrieben. Wahrscheinlich haben sich Legenden und Wirklichkeit irgendwann an langen Lagerfeuer-Abenden und über Generationen hinweg ein wenig vermischt. Ist daher eine Aufnahme Ubars als Unesco Weltkulturerbe auch wirklich gerechtfertigt?




Unbestritten ist, welch wichtige Bedeutung Ubar als letzter Rastplatz und lebenswichtige Oase vor der unendlich grossen und lebensfeindlichen Rub al-Khali Wüste seit Jahrhunderten und Jahrtausenden für die Karawanen der Region hatte. Dass sich hier die weit in ferne Länder führenden Routen der Karawanen und der Weihrauchhändler kreuzten, ist ebenfalls erwiesen.




Entsprechend gehört Ubar heute zu den als "Land of Frankincense" zusammengefassten Unesco World Heritage Sites. Zum Unesco Weltkulturerbe des "Land of Frankincense" / Weihrauchstrasse zählen insgesamt folgende vier Attraktionen:

- Der alte Hafen Khor Rori, teilweise auch Sumhuram genannt, 4. Jahrhundert v.Chr bis 5. Jahrhundert n.Chr, ca 40km östlich von Salalah, an der Mündung des Wadi Darbat

- Der alte Hafen al-Baleed, auch al Balid genannt, 8. Jahrhundert n.Chr bis 16. Jahrhundert n.Chr, am östlichen Rand von Salalah

- Ubar bei Shisr, als Oase und wichtiger Rastplatz für Karawanen, welche den Weihrauch durch die Wüste und zu den Häfen brachten

- Wadi Dawkah, wo die Weihrauchbäume (Boswellia Sacra) seit alten Zeiten und bis heute wachsen und beerntet werden.




Ausschlaggebend für die Aufnahme Ubars in diese zum Unesco Weltkulturerbe gehörende Einheit rund um den Weihrauch waren nicht all die Legenden oder die Frage, ob Ubar nun das gesuchte Atlantis der Wüste sei.




Wichtig ist für die Unesco, dass die vier zum "Weihrauchland" (Land of Frankincense) gehörenden Komponenten: Häfen, Oase und Handelsplatz (Ubar), sowie Produktion auf beeindruckende Weise den seit Jahrhunderten zur Region gehörenden, blühenden Weihrauch-Handel darstellen. Die Orte sind gemeinsam ein Zeugnis für die Südarabische Zivilisation und Kultur seit Neolithischen Zeiten.






7. Quellen und weitere Informationen zu Ubar


Wenn ihr nun noch mehr über Ubar nachlesen mögt, lege ich euch folgende Links ans Herz: Einige davon sind eher wissenschaftlich gehalten, andere konzentrieren sich mehr auf die mystischen Seiten von Ubar.

Wikipedia: Atlantis of the Sands
Reise Know How Reiseführer Oman: Ubar, das "Atlantis der Wüste"
Der Spiegel: "Metropole des Weihrauchs" (17.02.1992)
Ubar - das "Atlantis der Wüste"

Unesco World Heritage: Land of Frankincense




Ebenfalls empfehle ich euch natürlich den Bericht über unsere ganze Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit vielen weiteren spannenden Entdeckungen:
Oman Roadtrip: 1000 Kilometer Fahrt durch die Rub al-Khali Wüste mit einem Zwischenhalt in Haima - und Sicherheitstipps für die Wüstentour

Sowie den Bericht über Salalah und die ganze Dhofar-Region mit einer Vielzahl an spannenden Erlebnissen und Ausflügen:
Oman Roadtrip: Salalah im Süden - zwischen Tradition und Tourismus (ein ausführlicher Reiseführer)

Noch mehr Informationen zum Oman findet ihr auf der Oman-Portalseite:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land

Liebe Reisegrüsse und spannende Entdecker-Träume
Miuh

Samstag, 23. Februar 2019

Oman Roadtrip: Verlassene Dörfer im Wadi Bani Habib und lost Places in den Bergen des Oman

Alte, verlassene Dörfer in bergigen Wadis, halb verfallene, traditionelle Stein- oder Lehmhäuser, aufgegebene Gärten, die zu Lost Places wurden... auch das ist ein faszinierender Teil des Oman! Eines dieser verlassenen Bergdörfer des Oman zeige ich euch hier: das Wadi Bani Habib.




Der Grund, dass die Bewohner ausgezogen sind, ist oft, dass die alten Häuser schwer und nur über Fusswege zugänglich waren. Deshalb wurden manchmal für die ganze Dorfgemeinschaft neue Unterkünfte an einem erschlossenen Ort in der Nähe gebaut, so auch hier.




Auf der Fahrt vom Alila Jabal Akhdar Hotel in Richtung Nizwa und später weiter durch die Rub al Khali Wüste haben wir eines dieser Dörfer, das alte al Habib, besucht, da es einigermassen am Weg lag. Es gibt noch viele mehr, dieser verlassenen, engl. abandoned, Dörfer (Links dazu findet ihr am Schluss des Beitrages) - einige sind besser erhalten und werden gar restauriert, andere wie das im Wadi Bani Habib sind schon recht stark verfallen - ein richtiger Lost Place also.




Um Wadi Bani Habib zu erreichen, könnt ihr auf dem Sayq Plateau, einer Hochebene zwischen all den hohen Bergen wie Jabal Akhdar oder Jebel Shams, nach Saiq abbiegen, fahrt an einem kleinen Flughafen (Saiq Airport) vorbei und kommt anschliessend ins "neue" Dorf al Habib. Wenn ihr ganz bis zum Ende fahrt, befindet ihr euch zum Schluss in einer Sackgasse mit einem kleinen Parkplatz und einem Aussichtspunkt, von wo ihr über das alte, verfallene Bergdorf Wadi Bani Habib seht.






Vom Aussichtspunkt aus führt eine teilweise etwas wackelige, unsichere Treppe hinunter ins Wadi. Bei unserem Besuch hat hier ein älterer Mann mit einem Esel frisches Gras hoch transportiert - wenigstens die Gärten, Felder und Plantagen unten im Tal werden hier also zumindest teilweise noch bewirtschaftet.




Unten angekommen, könnt ihr auf der anderen Talseite wieder hochsteigen in Richtung des zerfallenden Dörfchens. Aber Achtung: die Häuser sind nicht nur stark einsturzgefährdet, viele davon sind tatsächlich schon ganz oder teilweise zusammengestürzt und ins Tal gerutscht. Dadurch werden alte Wohnräume, Türen, ehemalige Gässchen und die ursprüngliche Bauweise sichtbar.






Wenn ihr euch dem alten al Habib nähert oder es gar entdecken und besichtigen wollt, müsst ihr jederzeit mit instabilem Untergrund, einstürzenden Dächern oder Hausteilen und fallenden Steinen rechnen. Wie so oft im Oman sind auch hier die gefährlichsten Stellen frei zugänglich - eine Freude für das Entdeckerherz, aber auch ein Grund, vorsichtig und vernünftig zu sein!






Auch der Ausblick aus sicherer Entfernung auf das alte Dörfchen ist schon beeindruckend. Tröstlich ist der Blick nach rechts, wo das neue, gut erschlossene Dorf (wenn auch nicht ganz so romantisch) das Wadi überblickt. Das alte al Habib wurde also nicht zum Lost Place, weil seine Bewohner starben oder flüchten mussten, sondern weil sie der Bequemlichkeit gefolgt sind.




Um den Ort vom Aussichtspunkt aus zu fotografieren und auf euch wirken zu lassen, reichen einige Minuten (plus der Umweg um hierher zu fahren), was gut geht als Abstecher während der Durchreise. Wenn ihr das Wadi Bani Habib mit den alten Häusern und Plantagen ausführlich entdecken mögt, ergibt sich ein schöner Tagesausflug, zum Beispiel vom Alila Jabal Akhdar Hotel oder von Nizwa aus. Denkt dann unbedingt an gute, feste Schuhe, respektiert die Einheimischen, deren Besitz und Privatsphäre und riskiert in den Ruinen nicht Kopf und Kragen...




Mögt ihr solche alten, teilweise noch bewohnten, manchmal aber auch schon etwas verfallene und verlassene Dörfer?

Lost Places, also verlassene Orte, interessieren mich, wo auch immer ich bin - ob zu Hause, oder auf Reisen. Mehr Berichte dazu aus Schweden, Australien, London und Italien findet ihr deshalb HIER.

Leider - oder auch zum Glück, denn so bleiben sie eher vor Vandalen verschont - sind solche Abandonned Places nicht immer ganz leicht zu finden...

Wenn euch die Geschichte und Magie der Alten Dörfer im Oman ebenso anzieht, wie mich, findet ihr in der folgenden Linkliste einige zusätzliche Inspirationen zum Wadi Bani Habib selbst, aber auch zu weiteren alten Dörfern und einigen Festungen im Oman:


Links - Wadi Bani Habib:

- Wadi bani Habib, Oman / Franks Travelbox
- Wadi Bani Habib / Midnight Oman
- Das Geisterdorf Wadi Bani Habib / Reissaus-Blog
- Wadi Bani Habib, Saiq Plateau, Jebel Akhdar / Y Magazine Oman (Englisch)
- The beautiful rooms of Wadi Bani Habib / Oman Daily Observer (Englisch)


Weitere alte und teilweise verlassene Dörfer in den Bergen des Oman findet ihr hier:

Links - alte Dörfer im Oman:

- Manah  Link: Manah and the Fortress of Fiqain / Y Magazine Oman (Englisch)
- Ghul  Link: Trip Advisor review und Wegbeschreibung: Ghul Ghost Village
- Al Hamra & Misfah / Misfat al Abriyyin  Link: Bewässerungssysteme der Oase Misfat al Abriyyin / Reisememo
- Bilad Sayd / Sayt  Link: Oman Tourism: Visit Bilad Sayt, Oman's most pitoresque village / Times of Oman (Englisch)
- Birkat al Mouz / Mawz  Link: Ruins and Oasis of Birkat al Mawz Oman / ZigZag on Earth (Englisch)
- Munisifeh  Link: Al Munisifeh, Oman - Ruins from a powerful Tribe / ZigZag on Earth (Englisch)



Einige bekannte, aber auch noch unbekannte und nicht restaurierte Forts, Befestungen und Türme im Land zeige ich euch hier:

Links - alte Festungen im Oman:

- Jamma Castle  Link: Jamma Village / Oman Tripper (Englisch)
- Bahla Fort  Link: Bahla Fort / Oman Tripper (Englisch)
- Jabrin Castle  Link: Jabreen Castle / Oman Tripper (Englisch)
- Nizwah Fort  Link: Nizwah, die altertümliche Stadt / Geheimtippreisen
Weitere Festungen findet ihr auf der Seite von Oman Tourism (link)


Bait al-Sarooj ist ein noch wenig bekanntes Fort zwischen Muscat und Nizwa


Wenn euch der Oman gefällt und ihr gerne mehr darüber lest, findet ihr hier:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land
Mein Oman-Portal mit zahlreichen Reiseberichten, Geheimtipps, Empfehlungen und praktischen Tipps zum Oman.

Liebe Reisegrüsse und viel Freude beim entdecken dieser faszinierenden, alten Orte im Oman
Miuh


PS Gerne zeige ich das alte Wadi Bani Habib auch beim Freutag