Montag, 15. November 2021

Oman Roadtrip: Wadi Shab - eine Berg-Oase zum erwandern über Stock und Stein

Wadi Shab gehört genauso wie Wadi Tiwi und Wadi Bani Khalid zu den drei beliebtesten und bekanntesten Wadis des Oman. Wadi Shab und Wadi Tiwi liegen auch geografisch recht nahe beeinander. Wadi Shab ist jedoch nur zu Fuss begehbar - eine Wanderung über Felsen und enge Pfade, vorbei an Palmen und Tümpeln, die sich auf jeden Fall lohnt!


Wadi Shab ist klar ausgeschildert und in ca 1.5-2 Stunden gut von Muscat aus erreichbar. Wir haben das Wadi während unserer ersten Oman-Reise als Tagesausflug von Muscat her besucht. Möglich wäre auch ein Zwischenhalt auf dem Weg von oder nach Sur - rechnet aber unbedingt genügend Zeit für Wadi Shab ein!


Gleich unter der Autobahnbrücke befindet sich das Delta des Wadis, welches einen kleinen See bildet und daneben ein Parkplatz sowie eine Toilettenanlage. Nutzt diese unbedingt, denn später im Wadi Shab gibt es keine touristische Infrastruktur wie WC's oder ein Restaurant! Auch etwas zu trinken und zu essen solltet ihr deshalb selbst mitbringen.


Kürzlich habe ich noch erzählt, dass der Zugang zu allen Wadis im Oman, die ich kenne frei ist - doch hier im Wadi Shab ist es ehrlich gesagt etwas komplizierter: Die Route ins Wadi hinein startet auf der anderen Seite des Sees hinter der Autobahnbrücke. Für 1 OMR bringt euch eines der Boote dorthin, die jeweils ablegen, sobald genügend Leute zusammen sind.

Anfangs ist dann das Wadi noch etwas breiter, ein flacher Trampelpfad führt mal links mal rechts an kleinen Gärten, Plantagen und Palmenhainen vorbei.


Flache Tümpel entlang der Felsen geben einen Vorgeschmack darauf, dass auch im Wadi Shab das Wasser eine Hauptrolle spielt.


Bald wird das Wadi enger, rücken die Felwände näher zusammen...



... und schon führt euch der weitere Weg durch Wadi Shab auf schmalen, in die Felswände gehauenen Pfaden weiter in die Berge. Etwas gestört wird das idyllische Bild von den Wasserleitungen, welche hier verlegt sind. Uns wurde dazu gesagt, dass sie nach vorangegangenen Überflutungen (Flash Flood) wieder neu gezogen werden mussten.

Auch der Weg selbst wird - auf kreative Art und Weise - immer mal wieder ausgebessert:


Und auch hier wider meine Warnung wie bei jedem Wadi: meidet diese Bergtäler unbedingt wenn es regnet, regnen könnte oder weiter oben im Tal regnet: die Fluten, welche sich aus allen umliegenden Bergen herab den Weg durch die teils engen Schluchten bahnen, sind dann gewaltig und reissen alles mit. Gegen Ende des Beitrags könnt ihr noch mehr über die Gefahren im Wadi Shab lesen.

Die Landschaft im Wadi Shab gleicht ein wenig derjenigen im Wadi Tiwi - auch hier mit all diesen riesigen Felsblöcken, welche irgendwann von den umliegenden Berghängen hier hinunter gedonnert sein müssen... 


Es ist wunderschön, wild-romantisch und ein wenig beängstigend zugleich... 


Teilweise führt der Weg an den massiven Felsblöcken vorbei, oder auch darüber, was einige Kletterei bedingt. Gute Schuhe sind deshalb meiner Meinung nach Pflicht fürs Wadi Shab - es gibt aber auch immer wieder Leute, die man hier in Flippflopps antrifft. Wenn man's kann? Von mir aus.


Die teilweise etwas anstrengende Topographie ist wohl auch einer der Gründe, weshalb die Dauer der Wanderung ins Wadi Shab so unterschiedlich angegeben wird: von etwa 45 Minuten bis 2.5 Stunden ist alles dabei. 

Wir hatten eher länger, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich unterwegs sehr viel fotografiert habe.



Wie vielerorts in den Bergen im Oman seht ihr auch im Wadi Shab die typischen Falaj: alte Bewässerungskanäle, welche auch heute noch in Gebrauch sind und gepflegt werden.



Noch einmal geht es vorbei an riesigen, teilweise rund abgeschliffenen Felsblöcken...

... dann wird der Grund des Wadis sandiger und kühle, türkisgrüne Wasserpools laden nach dem Aufstieg in der Hitze immer mehr zum Baden ein:


Wie an anderen öffentlichen Orten im Oman auch, ist es angebracht, sich aus Respekt gegenüber den Einheimischen etwas mehr zu bedecken als zu Hause oder am Hotelstrand und nicht unbedingt im Bikini zu baden. Beherzigt wird dies jedoch lange nicht von allen.

An diesen Pools vorbei noch ein Stück weiter warten ganz am Ende des Wadi Shab weitere tiefe Süsswasser-Pools auf euch. Schwimmend könnt ihr dort durch einen schmalen Spalt in eine geflutete Felshöhle gelangen, in welcher sich sogar ein Wasserfall befindet. Das Lichtspiel in der Höhle ist durch Sonnenstrahlen, die durch Spalten in der Höhlendecke scheinen und das Wasser grün-blau schimmern lassen wunderschön und auch der Wasserfall ist ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Leider ertrinken hier immer mal wieder ausländische Touristen und Expats, denn die Höhle ist nur für sehr geübte Schwimmer geeignet. Es gibt unsichtbare Strömungen und je nach Wasserstand bleibt zwischen der Wasseroberfläche und der Höhlendecke nur wenig Platz zum Atmen.

Überlegt euch deshalb gut, ob ihr dieses Abenteuer tatsächlich wagen wollt, auch wenn die Höhle von "Influencern" manchmal als "must see" angepriesen wird. Kein Insta-Foto ist mehr wert als euer Leben!

Wir haben es gemütlich genommen und sind beim Baden in den Pools an der frischen Luft geblieben! Wadi Shab hat auch so genügend Attraktionen und Naturwunder zu bieten.

Einen Monat vor unserem Besuch im Oman und im Wadi Shab ist hier die Kanadierin Sue beinahe ertrunken und wurde schliesslich mit viel Glück im letzten Moment gerettet und aus der Höhle gezogen. Von ihrer Retterin wusste Sue nur, dass sie Schweizerin war und Patrizia hiess. 

Mit diesen Angaben hat Sue später über Social Media nach ihrer Retterin gesucht. Dies wurde auch von Schweizer Zeitungen aufgegriffen und schliesslich wurde Patrizia tatsächlich gefunden und die beiden haben sich in Zürich getroffen.

Blick: Kanadierin sucht Schutz-Engel aus der Schweiz
Blick: Kanadierin trifft Retterin Patrizia in der Schweiz

Auf Lovewhatmatters hat Sue selbst sehr eindrücklich beschrieben, wie sie zusammen mit ihrem Mann in die Höhle schwamm, wie sie dort die Kräfte verliessen, wie sie von der Strömung erfasst und unter Wasser gezogen wurde und den Kampf um ihr Leben eigentlich schon aufgegeben hatte, als die fremde Touristin auf ihre prekäre Lage aufmerksam wurde und sie noch retten konnte.

Nicht zuletzt hat mich persönlich auch der Rückweg aus dem Wadi Shab zu Fuss über Stock und Stein nochmals einiges an Kräften gekostet. 

Wadi Shab ist ein wunderschönes Natur-Erlebnis, das im Gegensatz zum bequem befahrbaren Wadi Tiwi erst sportlich verdient werden muss.


Mehr zu unserem ganzen Oman Roadtrip und zu weiteren Wadis findet ihr auch hier:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land

Oman Roadtrip: Wadi Tiwi - mit dem Allrad-Auto über enge Pfade in die Berge
Oman Roadtrip: Wadi Bani Khalid - Traumhafte Oase der Berge

Liebe Reisegrüsse
Miuh




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