Aus aktuellem Anlass hier noch einmal an erster Stelle die drei allerwichtigsten Regeln und Vorsichtsmassnahmen - unterdessen muss man eher sagen: Rettungsmassnahmen - bei Feuer:
* Haltet euch bei einem - auch noch weiter entfernten - Brand unbedingt an die Vorgaben der Behörden und lokaler Helfer
* Bringt euch im Zweifelsfall lieber in Sicherheit oder Verzichtet auf einen Ausflug, auch wenn dies eine Verzögerung oder Änderung eurer Reisepläne bedeuten kann. Auch hier gilt: "better safe than sorry"
* Hört (falls empfangbar) Australische Radiosender
Sprecht mit Locals, das ist immer hilfreich, aber besonders, falls Ihr Behörden-Anweisungen oder Radiodurchsagen nicht versteht! Sie können euch nicht nur erklären, was gesagt wurde, sondern kennen auch die lokalen Gegebenheiten, Strassen, Winde, Distanzen, Schutzunterkünfte, etc.
Es geht im Moment in Australien nicht um die "üblichen Buschbrände" oder gar "controlled Burns", sondern es brennen Flächen in unvorstellbaren Ausmassen, unkontrollierbare Feuer schliessen sich zusammen, schliessen Menschen, Dörfer und ganze Kleinstädte ein, die Feuersbrünste sind so gewaltig, dass sie in ihrer Umgebung eigene Wetterphänomene wie Gewitter und Tornados entstehen lassen.
Weiter unten findet ihr den vollständigen Artikel mit allen Tipps, Links und Informationen. Lest auch diese für eine vollständige Information.
Inhalt:
1. Persönliche Einleitung zum Thema Buschbrände in Australien
2. Die 9 wichtigsten Tipps bei Buschfeuern und Waldbränden in Australien
3. Die 6 wichtigsten Vorsichtsmassnahmen, um Brände zu verhindern
4. Umstrittene kontrollierte Brände, positive Auswirkungen des Feuers und Blitzeinschläge
5. Verheerende, tödliche Buschbrände während unserer Australienreise
1. Persönliche Einleitung zum Thema Buschbrände in Australien
Die Feuer sind ein Thema, welchem man in Australien kaum aus dem Weg gehen kann - wenigstens einige verkohlte Felder oder Bäume sieht wohl jeder Australienreisende einmal.
Meist zur Bushfire Season in Australien während den heissen, australischen Sommermonaten (also in unserem Winter) lesen wir auch hier in Europa irgendwann eine kurze Meldung über die Buschfeuer in Australien, wenn sie wieder einmal besonders schlimm toben.
Dieses Jahr ist das anders: Die Buschfeuer haben bereits im Australischen Frühling angefangen, begünstigt durch Trockenheit, ausgelöst teilweise durch Unvorsichtigkeit, aber oft auch durch Brandstiftung. Die Feuer sind vielerorts seit Wochen ausser Kontrolle und werden als so schlimm wie nie zuvor beschrieben - und die katastrophalen Feuer in Australien haben es ins Bewusstsein der ganzen Welt geschafft.
Sorgen und Trauer um bedrohte und gestorbene Menschen und tausende verbrannte Tiere, darunter viele Koalas, kommen auf. Hunderte Häuser, Grundstücke und damit Existenzen sind verbrannt und unvorstellbar, unfassbar grosse Waldflächen. Ich muss ehrlich sagen, die Ausmasse und die Auswirkungen dieser Feuer machen mich immer wieder fassungslos und sprachlos.
Es mag in dieser Situation einigen als Luxus-Problem erscheinen, ist auf den zweiten Blick aber durchaus verständlich: Touristen, die nun in der Hochsaison ihre lange geplante Australienreise antreten wollen, machen sich Gedanken um ihre Reisepläne und allenfalls betroffene Reiseziele. Wie gefährlich sind die Feuer, wie schädlich der Rauch? Welche Gebiete sind wirklich von den Bränden betroffen, wie schlimm ist es in den Städten - zum Beispiel in Sydney - und wie gefährlich ist die Situation für Reisende... soll ich überhaupt hinfliegen und muss ich meine Reiseroute anpassen?
Es geht jedoch nicht nur um Bequemlichkeit und allenfalls geänderte Reisepläne, sondern besonders auch um die Sicherheit! Wären wir zum Beispiel nun im November auf unserer Route vom letzten Mal unterwegs gewesen, hätten wir auf Moreton Island evakuiert werden müssen. Während der letzten Reise waren wir dafür auf der Strecke von Esperance über Scaddan und Norseman in Richtung Kalgoorlie gefahren (HIER) wo sich wenige Tage später tödliche Feuer ausbreiteten. Dafür, dass wir mit unseren Routen und dem Timing in Australien immer wieder viel Glück hatten, bin ich einfach nur dankbar!
Das Schwierige dabei ist: die Situation ändert sich stündlich, wie es gerade in Sydney eindrücklich sichtbar wird: je nach Windrichtung ist selbst die Innenstadt mit dem Opernhaus mal in dichten Rauch gehüllt, mal ist die Luft erstaunlich klar. Hier aus der Ferne sind die Gegebenheiten noch schwieriger zu beurteilen.
Doch wie ist es, die Buschfeuer und Waldbrände live in Australien mitzuerleben? Wie solltet ihr euch verhalten und wo könnt ihr euch informieren, um durch die Brände nicht in Gefahr zu geraten? Wie ist es, die Bushfires in Australien selbst zu erleben und wie schlimm können die Feuer wirklich werden?
Etwas weiter unten findet ihr wichtige Tipps im Umgang mit Buschfeuern, unsere eigenen Erfahrungen mit Feuern in Australien während der letzten Reisen und spannende Informationen zum Thema Bushfire.
Buschbrände seht ihr in Australien oft schon von weitem anhand des hoch aufsteigenden oder übers Land wabernden Rauches. Etwas näher ist dann auch das Feuer zu erkennen...
Durch die vielen Rauchpartikel in der Luft können sehr spezielle, schaurig-schöne Stimmungen entstehen.
Richtig gruselig ist es es jedoch, ein solches Feuer-Gebiet zu durchfahren, wie es uns während einer Australienreise auch schon passiert ist. Grasfeuer können mit Geschwindigkeiten um 25 km/h vorwärtsbrennen und dabei je nach Wind auch Strassen überspringen. Das ist definitiv schneller, als ich rennen kann!
2. Die 9 wichtigsten Tipps bei Buschfeuern und Waldbränden in Australien
1. Haltet euch bei einem Brand unbedingt an die Vorgaben der Behörden und lokaler Helfer
2. Beachtet allenfalls aufgestellte Schilder
3. Bleibt auch selbst jederzeit aufmerksam, prüft die Windrichtung, allfällige Feuer- oder Rauch-Sichtungen, Hitze-Entwicklung, etc.
4. Bringt euch im Zweifelsfall lieber in Sicherheit oder Verzichtet auf einen Ausflug, auch wenn dies eine Verzögerung oder Änderung eurer Reisepläne bedeuten kann. Auch hier gilt: "better safe than sorry"
5. Hört (falls empfangbar) Australische Radiosender
6. Informiert euch über Internet (z.B. über diese Links für folgende Regionen: WESTAUSTRALIEN / SÜDAUSTRALIEN / VICTORIA / NEW SOUTH WALES / NORTHERN TERRITORY / AUSTRALIAN CAPITAL TERRITORY / TASMANIA - Es gibt mittlerweile auch entsprechende Apps, die ihr schon vor der Reise auf euer Handy laden könnt!
7. Im Notfall, wenn ihr in ernster Gefahr seid, wählt den Notruf: 000 / Triple Zero (Link)
8. Bleibt auf befestigten Strassen und in der Nähe von (grösseren) Ortschaften. Eine allenfalls nötige Flucht mit dem Auto ist so einfacher, bzw. ihr werdet einfacher von Rettungskräften gefunden oder könnt mit Einheimischen in Schutz-Unterkünften in Sicherheit gebracht werden.
9. Falls viel Rauch in der Luft ist, benutzt ein mit Wasser befeuchtetes Tuch und atmet hindurch - Rauch (und eine dadurch mögliche Rauchvergiftung) ist eine oft unterschätzte Gefahr bei Feuern
Natürlich ist zu hoffen, dass ihr gar nie in eine solch gefährliche Situation kommt! Auch vorsorglich sollte einiges beachtet werden:
3. Die 6 wichtigsten Vorsichtsmassnahmen, um Brände zu verhindern
1. Seid jederzeit, vor allem aber im Australischen Sommer sehr achtsam mit Feuer
2. Benutzt nur ausgewiesene Feuerstellen
3. Befolgt unbedingt Feuerverbote und Warnhinweise, insbesondere auch beim (wild) campen. Gerade im Sommer, bei grosser Hitze und Trockenheit oder starken Winden gelten oft totale Feuerverbote. Das gilt auch für Zigaretten, Barbecues, usw! In Australien waren dieses Jahr Plakate zu sehen: "Total Fire Ban - Dont even fart out there" (Totales Feuerverbot - Furzt nicht einmal dort draussen").
4. Haltet Feuer jederzeit unter Aufsicht und unter Kontrolle
5. Löscht alle Feuer vor dem schlafen / weiterreisen vollständig und sicher.
6. Haltet euch an die Empfehlungen und Einschränkungen der Einheimischen, sie kennen die Gefahren des Feuers leider oft aus Erfahrung sehr genau.
4. Umstrittene kontrollierte Brände, positive Auswirkungen des Feuers und Blitzeinschläge
Nicht alle Feuer sind jedoch ausser Kontrolle geratene Katastrophen, denn besonders in Australien werden vielerorts auch kontrolliert Brände (Controlled Burn, Wikipedia-Link) gelegt. Oftmals werden diese Feuer noch vor der richtig trockenen Sommersaison entfacht.
Die Aborigines nutzen lokale, kontrollierte Brände schon seit Jahrtausenden zur Landschaftspflege. Sie kennen die Landschaften und die lokalen Gegebenheiten und verbrennen zum Beispiel im Frühling das trockene Gras, welches später im heissen Sommer wie Zunder wirken und ein Feuer witerleiten könnte. Auch zur Jagd wurden - mindestens früher - Feuer genutzt: Tiere wurden durch das Feuer aufgeschreckt und zur Flucht gezwungen - und sie waren auf den abgebrannten Flächen gut sichtbar und zu erlegen.
Auch von nicht-traditionellen Bewohnern Australiens werden Controlled Burns immer wieder angewendet, um trockenes Gras und Unterholz rechtzeitig vor der Brandsaison zu entfernen und damit eine spätere unkontrollierte Ausbreitung von Feuern zu verhindern. Leider fehlt wohl dabei mancherorts das alte Wissen der Aborigines und ich persönlich bin mir auch nicht ganz sicher, ob nicht manchmal auch andere, eigene Pläne verfolgt werden als nur die Sicherheit.
Absichtlich gelegte Brände sind nicht unumstritten, denn auch durch diese Feuer kommen viele kleine und grössere Tiere ums Leben und auch viele Pflanzen werden zerstört. Andererseits wird durch diese Brände frühzeitig trockenes Gras und kleines Gebüsch entfernt, was später im heissen Sommer ein schnelles Vorwärtskommen und Übergreifen im Falle eines ungeplanten und unkontrollierbaren Feuers einschränkt.
In den Australischen Medien sind aktuell viele Diskussionen und gegenseitige Anschuldigungen zu lesen. Einige Leute sagen, "die Grünen" seien Schuld an den Buschbränden, weil sie gegen Controlled Burns seien. Grüne Politiker hingegen betonen, nicht gegen Controlled Burns zu sein, wenn diese korrekt durchgeführt werden.
Einige Pflanzen in Australien, wie z.B. Eukalyptus oder Banksia benötigen sogar Feuer, um sich fortzupflanzen. Erst durch die grosse Hitze werden die Samenkapseln aufgesprengt. Viele Bäume und einige Sträucher überleben auch ein durchziehendes Feuer, wobei die Kronen der hohen Bäume nicht erreicht werden, oder kräftige Büsche und niedere Bäume im nächsten Jahr wieder grün ausschlagen.
Neben Unvorsichtigkeiten, Lagerfeuern, technischen Defekten und leider auch Brandstiftungen, sind Blitzschläge unter den häufigsten Gründen für ausser Kontrolle geratene Brände in Australien. Die Angst vor Gewittern in der heissen Jahreszeit, insbesondere in Kombination mit starken Winden ist deshalb allgegenwärtig.
5. Verheerende, tödliche Buschbrände während unserer Australienreisen
Wie schmal der Grat zwischen Glück und unbehelligtem Leben oder einem alles verändernden Unglück durch ein Buschfeuer ist, wurde uns selbst während einer unserer Australienreisen im Südwesten des Landes bewusst.
Einen Tag, nachdem wir auf der Strecke von Esperance über Scaddan und Norseman in Richtung Kalgoorlie gefahren waren (link), entfachten Blitze eines trockenen Gewitters genau in der Region zwei Feuer. Nochmals zwei Tage später waren die Brände zu einem riesigen, unkontrollierbaren Inferno geworden, das durch Hitze und starke Winde weiter angefacht wurde. Auch im Cape Arid National Park (Link) und andernorts brannten Feuer.
Traurigerweise kamen bei diesen Bränden vier Menschen ums Leben, zahlreiche Tiere ebenfalls, Farmen, Getreide, Buschland und Naturschutzgebiete wurden zerstört. Andere hatten mehr Glück, kämpften aber teilweise tagelang um Haus und Tiere, bis einsetzender Regen endlich alle Brände löschte. Dass wir so knapp vor den Feuern an diesen Orten vorbeigefahren waren, beschäftigt mich bis heute, aber natürlich sind wir froh um unser Glück!
Einige Links zu den Ereignissen vom 15. bis 23.11.2015 findet ihr hier:
- Spiegel Online: 19-jährige Deutsche stirbt bei Buschbrand (Link)
- N-TV Online: Buschfeuer wüten in West-Australien (Link)
- Blog: Aussie Buschfunk: Buschfeuer in Esperance - ich war dabei! (Link) Ein beeindruckender, persönlicher Bericht
- Blog: Aussie Buschfunk: Buschfeuer in Esperance - der Alptraum geht weiter (Link) Fortsetzung und Rückblick
- Perthnow Online: Photo Gallery: Esperance Bushfires (Link)
Auch dieses Jahr waren wir im November wieder in Australien untweregs. Während andernorts katastrophale und ausser Kontrolle geratene Feuer wüteten, waren wir auf unserer Route im Süden, Red Centre, Northern Territory und an der Westküste völlig unbehelligt und haben kein einziges Feuer gesehen. Von den schlimmen Feuern haben wir unterwegs aus den Medien erfahren - und weil sich Familie und Freunde zu Hause Sorgen um uns machten.
Es war in der Zeit jedoch extrem heiss und teilweise windig und dadurch galt vielerorts katastrophale Feuergefahr. Das heisst, jegliches entzünden von Feuern war verboten (da höchtst gefährlich). An einigen Orten Australiens wurden an einzelnen Tagen gar Gruppen-Touren in den Busch untersagt, um keinerlei Risiken einzugehen.
Wie viel Glück wir mit unserer Route wieder hatten, wurde uns aber erst so richtig bewusst, als wir unterwegs hörten, dass wegen Waldbränden alle Besucher auf Moreton Island evakuiert und im dortigen Hotel untergebracht worden waren. Bei unserer vorherigen Australien-Reise waren wir genau zu der Zeit im November auf Moreton Island am Campen - und ganz allgemein an der nun so betroffenen Ostküste bis hinunter nach Sydney unterwegs.
Zum vorherigen Bericht: Beeindruckende Wälder und Baumriesen in Südwestaustralien (link)
Zur nächsten Etappe: Westliche Südküste Australiens - Traum-Buchten und unerwarete Landschaften (link)
Zur Übersicht über alle bisherigen Reise-Etappen: Traum - Australienreise: West- und Ostküste (link)
Liebe Grüsse und passt auf euch auf! Miuh
Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 27.11.2016 verfasst und ist nun Situationsbedingt durch aktuelle Informationen und Quellen ergänzt und neu veröffentlicht worden.