Vor meiner ersten Hamburg - Reise war ich kritisch eingestellt: Die erste Zeit würde ich alleine in der mir noch fremden Stadt unterwegs sein und einige Attraktionen meiner Tour waren direkt an der Reeperbahn, im Kiez geplant. Nur: wie ist die Situation an der berühmt-berüchtigten Strasse wirklich? Ich beschloss die "Flucht nach vorne" und buchte ein Hotel / Hostel direkt an der Reeperbahn - so hatte ich wenigstens nach den geplanten Feiern keinen allzu langen Heimweg mehr alleine zu gehen.
Im Nachhinein kann ich über viele meiner Sorgen, Gedanken und Vorurteile über die Reeperbahn nur lachen... mit etwas Erfahrung, einigen Infos und Tipps ist eben vieles einfacher und deshalb gebe ich meine Empfehlungen hier gerne auch weiter:
10 Tipps und Infos für den Besuch der Hamburger Reeperbahn als Frau:
1. Die Reeperbahn ist eine an sich recht unspektakuläre, nur mässig dicht befahrene, 2x2 Fahrspuren breite Hauptstrasse, welche nicht einmal ganz 1 Kilometer lang ist. Natürlich ist sie mit den vielen Bars und Nachtclubs vor allem als zentrale Strasse des "Vergnügungs- und Rotlichtviertels" St. Pauli bekannt, doch es gibt hier auch viel Anderes zu entdecken.
2. Wenn ihr sehr konservativ eingestellt seid, ist die Reeperbahn, sowie das ganze St. Pauli-Quartier eher nichts für euch! Es gibt hier Erotik - Boutiqen, Bars, in welchen schon Morgens getrunken wird, ein Casino, Erotik-Clubs, eine Kneipe mit Box-Keller... Ihr trefft auf wilde Jungesellen-Abschiede in allerlei Verkleidungen, sowie auf viele andere ausgelassene, feier- und trinkfreudige Menschen - und manchmal auch auf die negative Seite davon.
3. Das Pyjama Park Hotel / Hostel (link) ist ein Glückstreffer! Es fühlt sich an, wie der sichere Hafen an der Reeperbahn: ein heller, freundlicher Ort mit viel Charme und weiblicher Power. Von den humorvoll - freundlichen, persönlichen e-mails vor- und nach dem Aufenthalt könnte sich manches 5-Sterne-Hotel noch eine Scheibe abschneiden!
Die Preise sind für die Lage günstig und gut bezahlbar, egal ob ihr - je nach Budget und Vorliebe - alleine ein Zimmer belegt, zu zweit oder in der Gruppe ein Mehrbettzimmer bucht. Ihr könnt wählen, ob ihr vorne raus mit Blick direkt auf die Reeperbahn oder in Richtung Innenhof übernachten wollt: Die Front-Seite ist (vor allem auch Nachts) tatsächlich je nach Zimmer sehr laut - aber eben auch spannend und unterhaltsam!
Das Frühstücksbuffet bot alles, was ich mir gewünscht habe und ihr könnt es auch spontan und günstig dazubuchen. Ein weiteres Plus: Das Morgenessen gibt es bis 12 Uhr Mittags.
Ich empfehle euch das Pyjama Park Hotel gerne und von Herzen, hoffe aber dennoch, dass es ein wenig ein Geheimtipp bleibt ;-)
4. Habt immer etwas Kleingeld leicht greifbar in der (Hosen-) Tasche! Ich habe noch nie in einer Stadt so viele auf den Strassen lebende Menschen und Bettler gesehen... Wenn ihr etwas geben mögt, ist es praktischer und sicherer, wenn ihr nicht die ganze Geldbörse hervornehmen und durchsuchen müsst. Ausserdem freut sich in vielen Lokalen ein Klomann oder eine Klofrau über eine kleine Gabe fürs sauber halten - da bin ich gerne grosszügig und hoffe sehr, dass sie das Geld auch selbst behalten dürfen!
5. Obwohl St. Pauli in erster Linie als Rotlichtviertel bekannt ist, besteht das Kiez-Quartier aus viel mehr als sexy, leichtbekleideten Frauen, Sex-Shows und Bordellen - im Gegenteil! Es leben hier ganz viele Menschen, welche gar nichts mit dem Erotikgewerbe am Hut haben. Familien ziehen hier ihre Kinder auf, man kennt sich im Quartier... im Aldi um die Ecke begrüsst an der Kasse fast jeder jeden.
6. Es werden jede Menge spannende Reeperbahn- und Kiez-Touren zu den verschiedensten Themen angeboten, welche euch viele Informationen, aber auch ein Gefühl für die Reeperbahn und St. Pauli näherbringen. Eine davon kann ich euch ganz besonders empfehlen:
Mit dem sehr sympathischen Kiez-Kapitän Jens von der Hafenkante Hamburg hatten wir eine super Zeit. Nebenbei wusste er viel über das Quartier zu erzählen: wir haben zum Beispiel erfahren, welche Geschichten die Beatles mit Hamburg verbinden oder welche Bar eine ältere Geschichte hat, als man erwarten würde...
7. Von der Herbertstrasse habt ihr vielleicht schon gehört: Sie ist mit Sichtschutzwänden abgeschirmt und dahinter bieten sich Prostituierte in Schaufenstern an. Um dabei ungestört zu sein, werden keine anderen Frauen als Besucherinnen der Strasse geduldet, sondern allenfalls recht rabiat vertrieben. Wenn ihr als gemischte Gruppe mit neugierigen Männern oder als Paar unterwegs seid, könnt ihr euch für die 60 Meter und ca. 5 Minuten gut aufteilen und am anderen Ende wieder treffen.
Alle anderen Ecken der Reeperbahn und von St. Pauli lassen sich auch ganz gut als Paar oder als (gemischte) Gruppe von Freunden und Freundinnen entdecken.
8. Lokale und Clubs für jeden Geschmack, jede Musikrichtung und jede Zielgruppe gibt es an der Reeperbahn und in den Seitengassen unzählige. Neben Hamburgs Bewohnern selbst und ausgehfreudigen Leuten aus den umliegenden Regionen, sind in St. Pauli vor allem viele Touristen aus Europa und aller Welt unterwegs.
Vier Lokale und ihre Besonderheiten stelle ich euch hier vor, zu empfehlen sind aber viele andere bestimmt auch...
Im Herzblut St Pauli könnt ihr in gemütlicher Stimmung wirklich fein essen. Ab 22 Uhr wird das Licht gedimmt und die Musik lauter gedreht, so dass sich die kleine Tanzfläche schnell füllt.
Im Thomas Read Irish Pub sind erwartungsgemäss viele englischsprachige Gäste unterwegs, auf zwei Stockwerken wird Live-Musik gespielt und die Stimmung ist locker und "durstig".
Im Safari Bierdorf spielt Schlagermusik mit viel "Malle"-Einschlag. Natürlich gibt es auch Anderes als Bier zu trinken und geraucht wird leider auch drinnen ziemlich viel. Bis Ende 2013 war das Safari übrigens das letzte Live-Sex-Theater in St. Pauli.
Olivias Show Club ist eines der bekanntesten Lokale im Kiez und beschreibt sich als eines der letzten Cabarets im Stil der goldenen Zeiten.
9. Wenn ihr euch mehr für die alten, urigen, originalen Kneipen als für Clubs interessiert, werdet ihr in St. Pauli ebenso fündig, meist in den Nebenstrassen und in kleineren Gassen. Zwei davon stelle ich euch hier kurz vor:
Das Zum Silbersack wurde schon 1949 auf einem damaligen Trümmergrundstück eröffnet. Als die Mit-Gründerin und Inhaberin, Erna Thomson 2012 88-jährig starb, setzte sich eine Interessensvereinigung für den Erhalt der Kneipe ein und die Bar zum Silbersack wird nun vom "Ziehson" der alten Wirtin weitergeführt.
Das Hong-Kong wude 1934 von einem Chinesischen Seefahrer gegründet und wird heute von seiner Tochter Marietta geführt. Eine der Kneipen, welche noch von den lokalen Originalen besucht werden und leben.
10. Wie ist es denn nun, als Frau alleine auf der Reeperbahn unterwegs zu sein? Entlang der Strasse sind Tag und Nacht immer viele Leute, das heisst, ihr seid eigentlich nie wirklich alleine. Ausserdem herrscht enorm viel Polizeipräsenz, was euch ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit gibt.
Einen ganzen Abend lang alleine in St. Pauli unterwegs sein möchte ich zwar nicht unbedingt, bis man Partner oder Freunde irgendwo trifft oder für den Heimweg ist es aber absolut ok.
Wichtig scheinen mir im Kiez zwei Dinge: geht Junkies und offensichtlich allzu alkoholisierten Menschen aus dem Weg und geht euren Weg freundlich bestimmt, zielstrebig und mit sicherem Auftreten.
Ja, und egal ob Frau oder Mann oder ganze Gruppe: wenn die Nacht für euch auch im Morgengrauen noch eine Fortsetzung finden soll, geht es weiter zum Fischmarkt und zur Fischauktionshalle: Tipp Nr. 6 findet ihr hier (LINK): Hamburg - Hafen, Landungsbrücken, Fischmarkt und Umgebung ... 10 Tipps +
Mein Fazit: Ob ihr nun als Frau alleine, als Frauengruppe, als Paar oder als gemischte Gruppe mit Frauen und Männern in Hamburg unterwegs seid, lasst euch die Reeperbahn und das St. Pauli Quartier nicht entgehen! Meiner Meinung nach ist es hier nicht gefährlicher als an anderen Orten, wo viele Menschen zusammenkommen und das Nachtleben tobt. Ausserdem gibt es an der Reeperbahn nicht nur viele Menschen, teilweise spezielle Typen, käuflichen Sex und viel Action, sondern auch viel Polizei.
Und nun los, guten Mut und auf nach Hamburg! Mehr zur Stadt findet ihr zum Beispiel hier:
- Hamburg - Hafen, Landungsbrücken, Fischmarkt und Umgebung ... 10 Tipps + (link)
- Der Himmel über Hamburgs Hafen und Landungsbrücken (link)
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Liebe Reisegrüsse und Moin, Miuh
Das sind einige prima Tipps dabei und wenn ich das nächste mal in Hamburg bin, werde ich mich mal nach deinem Hotel umsehen. Wir waren vor zwei Jahren in einem Hotel am Stadtrand, das zwar gut per U-Bahn angebunden war, aber es war mir echt zu weit an vom Schuss. Ich bin viel lieber mal mittendrin. Ruhig wohnen kann ich auch zu Hause...;-)
AntwortenLöschenAuf der Reeperbahn waren wir aus Zeitmangel auch noch nicht....also, es gibt noch so viel zu entdecken.
LG Sigrun
Liebe Sigrun, das freut mich sehr! Ich habe mir auch ziemlich lange überlegt, wo ich übernachten soll...dennoch: Was mir erst in Hamburg bewusst wurde - die Reeperbahn liegt richtig zentral und gut zu Fuss erreichbar für Unternehmungen im Hafen-Viertel. Und genau, auch für mich gibt es noch sehr viel zu entdecken in Hamburg und ich würde gerne unbedingt nochmals zurückgehen. Liebe Reisegrüsse, Miuh
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