Die Küste ist hier praktisch menschenleer - und die wenigen Siedlungen unterwegs sind weit davon entfernt, auf Touristen zu warten. So beschlossen wir, die gut 660 Kilometer von Salalah bis Duqm durchzufahren. Es gibt nach Mirbat schlicht nicht viele Übernachtungsmöglichkeiten, wenn man nicht mit dem Zelt oder Camper unterwegs ist.
Meine Stimmung in dieser überwältigenden Landschaft, die wohl noch nicht allzu viele Ausländer überhaupt gesehen haben, weil hier keine der typischen Touristenrouten des Oman durchführt, schwankte im Sekundentakt zwischen Panik "fahr schneller, wenn diiie Felsen da runterkommen sind wir platt!" und überbordender Begeisterung: "schau wie unfassbar schön, halt an, das muss ich fotografieren!".
Wir waren Morgens früh in Salalah gestartet, hatten unterwegs jedoch bereits den Archäologischen Park von Sumhuram mit dem antiken Hafen Khor Rori besichtigt und die reiche Unterwasserwelt in der Nähe des Kairaba Mirbat Resort (ex Marriott Resort) bewundert, wobei wir uns tatsächlich trotz 4x4 Antrieb kurz in den Dünen des traumhaften Strandes festfuhren. Mehr darüber findet ihr in den Kapiteln 18 und 20 hier: Salalah im Süden - zwischen Tradition und Tourismus
An einer der beiden Tankstellen in Mirbat passten wir den Reifendruck (welchen wir für das Fahren im Sand vorher verringert hatten) wieder an für die Strasse und füllten den Tank für die lange Fahrt in Richtung Norden.
Der nächste Streckenabschnitt führte uns auf einer recht neuen Strasse durch felsiges und steiniges, beinahe öd scheinendes Hinterland.
Die neuen Umfahrungsstrasse brachte uns in einiger Entfernung am Dörfchen Sadah vorbei zurück in Richtung Meer. Mal mehr, mal weniger direkt dem Wasser entlang ging es weiter durch felsige Landschaften. Ein besonderer Ort war das Wadi Ataq, welches ins Meer mündete. Wie eine kleine Oase zeigte sich im Delta eine grüne Landschaft, wo Dromedare weideten.
Etwas weiter ging die Strasse wieder weg vom Meer, vorbei an kleinen Bergen, die von beinahe weissem Sand umgeben waren. Die nah am Boden liegenden knorrigen Bäume zeigten an, dass es hier wohl häufig sehr windig war.
Noch etwas weiter nördlich, etwa ab dem kleinen Fischerdörfchen Hadbeen, führte die Strasse dann wieder direkt dem Meer entlang, manchmal immerhin noch durch einen Strand getrennt. Linkerhand ging es recht steil weit hoch - und die Berge sahen hier alles andere als stabil aus! Auto- und gar Haus-grosse Felsbrocken hingen in den Berghängen oder lagen knapp neben der Strasse.
Ziemlich gruselig, wie die grossen Blöcke teilweise nur noch an ein paar kleineren Steinen oder an einer zerrissenen Felswand zu halten schienen. Ich fürchtete wirklich jederzeit einen sich lösenden Felssturz... dabei ist wohl - wenigstens bei gutem Wetter - alles viel stabiler, als es mir damals schien!
Der Strasse und den Stränden entlang spazierten immer wieder seelenruhig Dromedare. Nun erlebte ich also doch noch, was wenige Tage zuvor am Mughsayl Beach südlich von Salalah nicht geklappt hatte: Dromedare am Strand!
Einer dieser unzähligen hellen Sandstrände unter den rauhen, wilden Berge wird Dolphins Beach genannt. Selbst haben wir die Delfine hier leider nicht erlebt... Ich bin ehrlich: durch meine Angst vor allfälligen herunterstürzenden Felsen sind wir hier ziemlich zügig durchgefahren. Ausserdem hat uns (wie Anfangs schon erwähnt) durch die lange Etappe die Zeit für längere Stopps gefehlt.
Wir haben später während unserer Reise beim Warten auf die Masirah-Fähre eine spanische Familie auf Weltreise getroffen, die hier mit ihrem Wohnmobil eine Nacht verbracht hatte und mit den Definen geschwommen war. Hier: Vaya Viaje findet ihr einen kurzen Bericht und ein tolles Video darüber.
Ein deutsch- und englisch-sprachiger lokaler Reiseführer, den ich selbst jedoch nicht kenne, empfiehlt sich speziell für diese Region. Er kommt aus Hadbeen und bietet Camping-Touren in der Region, sowie Ausflüge zu den Delfinen an. Hier: DelphinTourSalalahOman findet ihr die Homepage von Salim
Etwas weiter, kurz vor dem kleinen Fischerdorf Hasik, wurde es durch das von einem Wadi her kommende Wasser wieder etwas grüner am Meer.
Der Ort Hasik selbst hat mich teilweise etwas an ein Retorten-Dörfchen erinnert... wie vielerorts wurde gleich eine ganze, neue Siedlung im gleichen Stil hochgezogen.
Der Strand mit den vielen Fischerbooten hingegen schien wiederum sehr traditionell.
Etwas nördlich von Hasik befinden sich ausserdem die Natef Falls, Wasserfälle über die steilen Felsen direkt entlang der Strasse. (nicht auf den Fotos hier)
In der Nähe fand auch eine Polizei- / Militärkontrolle statt. Dabei wurden unser Mietvertrag, sowie das Auto überprüft.
Kurz darauf zog sich die gut ausgebaute Strasse zum ersten Mal auf dieser Strecke hoch in die Berge. Wie andernorts auch schon, war die Strasse auf beeindruckende Weise in die Bergflanke geschnitten worden.
Schnell waren wir mitten drin in der grau-beigen Bergwelt und es ging immer weiter hoch - bis wir unser grünes Wunder erlebten: die Oase Khor Sanq / Wadi al Nakheel mitten in den Bergen! Damit hatten wir hier nicht gerechnet - umso mehr genossen wir den Ausblick, für uns ein weiteres Naturwunder des Oman.
Nach einigen Kilometern mehr auf engen Serpentinen der Bergstrasse genossen wir einen wunderbaren Rundumblick - zurück und weit hinunter auf die Küste, das Meer und die Strasse, welche uns schliesslich hier hoch geführt hatte.
Eine längere Strecke brachte uns anschliessend tief durch die Berge und später auf einer Art Hochebene weiter in Richtung Norden.
Beim etwas grösseren Fischerdorf Ash Shuwaymiyyah (wie so oft mit unterschiedlichen Schreibweisen möglich), ging die Strasse wieder hinunter in Richtung Meer.
Selbst sind wir hier weitergefahren, da wir noch eine weite Strecke zurückzulegen hatten. Eigentlich würde es sich aber unbedingt lohnen, hier einen Tag zu verbringen! Der Strand soll wunderschön und meist menschenleer sein, dafür bevölkert von den verschiedensten Vögeln. Auch Delfine und andere Meerestiere könnt ihr hier mit etwas Glück antreffen.
Noch viel spektakulärer, mit wunderschöner Natur und beeindruckenden Landschaften, ist das Wadi Ash Shuwaymiyyah - es ist ein richtiger Geheimtipp, noch immer kaum bekannt und wenig besucht dank seiner abgelegenen Lage. Es ist (wenigstens zu Beginn) ein sehr grosses, breites Wadi und etwas Abenteuerlust, gute Ausrüstung (und viel Wasser!!) sowie ein Geländewagen sind für den Besuch Pflicht!
Leider fehlt es auch hier an Unterkünften: gefunden habe ich die Shuwaymiyah Tourist Lodge - ein kleines Hotel, welches in Tripadvisor als "Alternativlos" und "möglicherweise in der Zwischenzeit durch ein wenig hygienisches, kleines Hotel ersetzt" beschrieben wird. Wie immer im Oman ist auch hier Camping eine Möglichkeit - falls ihr dafür ausgerüstet seid.
Weiter ging für uns die Fahrt entlang des langgezogenen Strandes, bis die Strasse an dessen Ende in nahezu rechtem Winkel nach links abbog.
Auch hier erwartete uns wieder ein recht steiler Aufstieg ab Meeresniveau durch einen Ausschnitt in der beinahe senkrechten Felswand. Und auch hier, wie auf der ganzen bisherigen Strecke, war die Strasse gut ausgebaut und relativ neu.
Oben angekommen, zog sich der Weg weiter über ein Hochplateau. Beim Dörfchen Shalem (auch Schalim), findet ihr eine wichtige Kreuzung, wo wir weiter in Richtung Duqm fuhren. In die andere Richtung, eher ins Landesinnere, führt die Strasse später entweder gegen Norden nach Haima oder im Inland in Richtung Süden via Thumrait nach Salalah.
Auch in Schalim sahen wir Neubausiedlungen - überall, auch an den scheinbar entlegensten Orten im Oman wird gebaut, ob Strassen, Hotelanlagen, Dörfer oder in Städten!
Ein gutes Stück weiter fuhren wir auf einer steilen, links und rechts durch Felswände eng begrenzten Strasse wider hinunter in Richtung Meer.
Weiter ging es nun durch Wüstengebiete in Richtung Norden. Es war langsam Abend geworden...
Eigentlich hatten wir geplant, auf keinen Fall bei Dunkelheit fahren. Nicht, weil wir uns vor Überfällen oder ähnlichem fürchteten, sondern weil nachts plötzlich auf die Strasse laufende Tiere - insbesondere Dromedare, die wir immer mal wieder von weitem sahen - üble Unfälle verursachen könnten.
Auch die Müdigkeit holte uns nach dem langen Tag langsam ein. Hier draussen waren kaum andere Autos unterwegs. Bis wir in einem Notfall gefunden würden, hätten wir lange warten müssen.
Zum Sonnenuntergang gönnten wir uns nochmals eine kurze Pause, fotografierten und genossen die Ruhe hier draussen. Dann mussten wir weiter... vor der Dunkelheit würden wir es dennoch nicht mehr nach Duqm schaffen, denn ab hier waren es immer noch etwa 1.5 Stunden Fahrt.
In der Nähe kleiner Siedlungen, die hier in der Wüste verstreut lagen, waren auf der Strasse jeweils verkehrsberuhigende Schwellen eingebaut, die in der Dunkelheit kaum sichtbar waren. Gegenseitig warnten wir uns davor, sobald wir sie bemerkten: "Achtung, Bump!!!" Hätten wir einen davon mit 80kmh erwischt, wären wir wohl mit dem Auto abgehoben.
Eine Stunde später, bereits in absoluter Dunkelheit, wurden die Strassen breiter und zahlreicher. Grosse Verkehrsschilder, Autobahnauffahrten und helle, moderne Strassenlampen zeigten uns an, dass wir uns endlich in der Nähe von Duqm befanden.
Wie erleichtert waren wir, als wir das Hotel in Duqm endlich erreicht und die lange, anstrengende aber auch wunderschöne Strecke sicher hinter uns gebracht hatten.
Fazit:
Den 660 Kilometer langen Weg von Salalah bis Duqm sind wir in einem Tag gefahren. Zwar haben wir Anfangs noch einiges besichtigt und erlebt und auch später unterwegs an speziellen Orten immer wieder kurz angehalten. Dennoch: die Strecke würde noch so viel mehr an spektakulären Natur-Schätzen und Erlebnissen bieten! Meiner Meinung nach könnte man hier als Naturliebhaber gut auch eine ganze Woche lang unterwegs sein...
Die Strassen sind neu, breit und gut ausgebaut, einzig an Übernachtungsmöglichkeiten fehlt es. Sehr einfache Unterkünfte mögen in den kleinen Dörfern entlang der Route existieren, jedoch dürft ihr hier zumeist keinerlei Ansprüche an Komfort, Reservierbarkeit, Englischkenntinsse und Hygiene stellen - Ausnahmen vorbehalten! Eine mögliche Alternative ist das Campen, welches im Oman verbreitet erlaubt ist: entweder mit Guide, oder selbst organisiert.
Während in Muscat unterdessen viele Touristen ihre Ferien verbringen und etwas orientalische Abenteuerluft schnuppern, ist die südliche Küste des Oman zwischen Salalah und Duqm eine der noch weitgehend unentdeckten und selten bereisten Regionen des Landes. Mit all den Geheimtipps hier zwischen Bergen und Meer, welche ich teilweise erst während unserer Reise oder sogar noch später entdeckt habe, möchte ich unbedingt mochmals hierhin zurückkehren und mehr Zeit verbringen.
Mehr über unsere Reise durch den Oman findet ihr hier:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land
Liebe Reisegrüsse
Miuh
P.S. Gerne zeige ich die naturgewaltige Küste im Süden des Oman auch beim Sonntagsglück, Freutag, Friday Bliss und Naturdonnerstag