Von Esperance führt die Überlandstrasse in Richtung Norden bis zum Goldgräberstädtchen Kalgoorlie. Die ca. 400 Kilometer lange Strecke könnt ihr mit 4-5 Stunden reiner Fahrzeit gut in einem Tag schaffen... natürlich könnt ihr euch aber auch mehr Zeit lassen, Zwischenstopps einlegen und die Orte unterwegs genauer besichtigen.
Immer einen Halt wert sind die Roadhouses, an welchen ihr euch mit Treibstoff, Wasser und etwas zu Essen eindecken, aber auch mit den Verkäufern etwas plauern könnt.
Hier könnt ihr auch gut die beeindruckenden Roadtrains (Grosse Lastwagen mit bis zu vier Anhängern) bewundern. Fühlen sich die Fahrer beobachtet, hupen sie auch gerne einmal - wobei hupen leicht untertrieben ist: die veritablen Hörner dröhnen laut im vorbeifahren, bis sich ihr Nachhall mit dem lauten Motorengeräusch und dem Fahrtwind vermischt und schwächer wird. Gehupt wird in diesen Fällen nicht etwa aus Ärger, sondern als Gruss und aus Stolz!
In der Region nördlich von Esperance wird auch sehr viel Getreide angebaut. Da kann es schon einmal passieren, dass euch auf der Strasse ein "Oversize" - Fahrzeug engegenkommt, welches einen kleinen (60 Tonnen) Kornspeicher geladen hat. - Wobei solche "Grain Commander Field Bin" nur auf den Feldern für die Ernte und deren Zwischenlagerung eingesetzt werden. Beim Blick über die Felder werdet ihr sehr viel grössere Getreidesilos oder auch riesige, offene Getreidehaufen sehen. In Westaustralien wird etwa die Hälfte von Australiens Weizen produziert, wovon wiederum ca. 95% exportiert werden, vor allem nach Asien und in den mittleren Osten. Alles in Allem geht es hier in Westaustralien um 8-10 Millionen Tonnen pro Jahr. (Quelle: WA Gov't / Dept of Agriculture and Food)
Um die 50 Kilometer nördlich von Esperance liegt Scaddan. Wir hatten gehört, es sei ein verlassenes (Goldgräber-) Städtchen, ein "Lost Place" und so wurde der Ort sofort als Zwischenstopp ausgewählt. In und um Scaddan leben jedoch noch immer viele Menschen und es gibt eine Schule für die Kinder der umliegenden Farmen.Trotzdem haben wir auch Erinnerungen an Historisches gefunden, wie diese Plaketten mit den Namen der Pioniere die 1927 - 1973 hier aktiv waren oder eine Karte auf welcher die damaligen Grundstücke eingezeichnet waren.
Der Traktor am Strassenrand hatte auch schon bessere Tage gesehen... Eine Spinne neben den Namensschildern war jedoch sehr lebendig und aktiv. Leider habe ich keine Ahnung, welche Art dies ist - vielleicht kann mir da jemand von euch helfen? Es war die erste Spinne auf meinen Australienreisen, die so richtig wehrhaft aussah und wir liessen sie natürlich schön in Ruhe. Nicht einmal mein übliches "Hand daneben halten, um die Grösse zu beweisen" - Foto habe ich gemacht.
Auch schöne Wildblumen wuchsen am Strassenrand und noch heute denke ich oft an Scaddan zurück. Vier Tage nach unserer Durchfahrt gerieten nämlich die von Blitzen ausgelösten Buschfeuer, von denen ich euch HIER (link) schon erzählt hatte, komplett ausser Kontrolle und grosse Flächen um Esperance, Scaddan und weiter nördlich brannten nieder.
Traurigerweise kamen bei diesen Bränden vier Menschen ums Leben, zahlreiche Tiere ebenfalls, Farmen, Getreide, Buschland und Naturschutzgebiete wurden zerstört. Andere hatten mehr Glück, kämpften aber teilweise tagelang um Haus und Tiere, bis einsetzender Regen endlich alle Brände löschte. Dass wir so knapp vor den Feuern an diesen Orten vorbeigefahren waren, beschäftigt mich bis heute, aber natürlich sind wir froh um unser Glück!
Einige Links zu den Ereignissen vom 15. bis 23.11.2015 findet ihr hier:
- Spiegel Online: 19-jährige Deutsche stirbt bei Buschbrand (Link)
- N-TV Online: Buschfeuer wüten in West-Australien (Link)
- Blog: Aussie Buschfunk: Buschfeuer in Esperance - ich war dabei! (Link) Ein beeindruckender, persönlicher Bericht
- Blog: Aussie Buschfunk: Buschfeuer in Esperance - der Alptraum geht weiter (Link) Fortsetzung und Rückblick
- Perthnow Online: Photo Gallery: Esperance Bushfires (Link)
Wir fuhren weiter in Richtung Norden und bald änderte sich die Landschaft... Erste Salzseen erschienen auf der Seite der Strasse.
Die manchmal fast ins Unendlich gehenden Strassen führten uns immer weiter...
... bis wir etwa bei der Hälfte der Strecke in Norseman ankamen. In einem Geschäft konnten wir etwas zu Essen kaufen, doch sonst war nicht allzuviel los. Viele der Häuser und Geschäfte waren geschlossen und zum Verkauf ausgeschrieben. Trotzdem leben gemäss Wikipedia noch knapp 800 Menschen hier.
Auch für uns bot sich in Norseman ein Spektakel: Eine grosse Gruppe "Rocker" auf schweren Maschinen fuhr in die Stadt mit den "geschlossenen Saloons" ein, wie in einem Film. Gut, bestimmt waren alle ganz normale Männer auf einem Sonntagnachmittags-Ausflug, aber die Wirkung war wild :-)
Auch nach Norseman folgten nochmals endlos weite Landschaften mit Salzseen...
Später, in Richtung Kalgoorlie, war die Landschaft dann wieder mehr bewachsen.
Von Kalgoorlie Boulder selbst berichte ich euch beim nächsten Mal!
Den Bericht zum Thema Waldbrände und Buschbrände in Australien findet ihr HIER (link)
HIER (link) die vorherige Etappe: Cape le Grand National Park - noch besser als jedes Australische Traum-KlischeeDie nächste Etappe: Super-Pit Goldmine und Grosse Maschinen in Kalgoorlie-Boulder
Die ganze Übersicht: Traum - Australienreise: West- und Ostküste findet ihr HIER (link)
Liebe Reisegrüsse, Miuh
P.S. Die Eisenbahnlinie, sowie die Strasse, die fast aussehen, als würden sie ins unendliche führen, zeige ich gerne bei "Bunt ist die Welt" zum Thema "Linien" (link) .