Sonntag, 6. Februar 2022

Oman Roadtrip: Gemischte Gefühle im Hotel Kempinski Muscat

Anlässlich unserer dritten Reise in den Oman wollten wir ein neues Hotel in Muscat ausprobieren: das damals eben fertig gestellte und eingeweihte Kempinski. Die Bilder in den Prospekten und auf der Homepage waren spektakulär, der Name Kempinski vielversprechend legendär, die Preise selbst für die günstigeren Zimmer teuer - und unsere Erwartungen entsprechend hoch. 

Hohe Erwartungen sind bekanntlich "gefährlich": früher oder später folgen oft Enttäuschungen...

Zuerst einmal waren wir aber tatsächlich schwer beeindruckt: Der Eingangsbereich ist in meinen Augen architektonisch eine Wucht! Es ist schwierig zu beschreiben, was es alles ausmacht: vielleicht die Grösse, die mächtigen Säulen gepaart mit filigranen Mustern, das Licht, die kompromisslose Ausrichtung auf das grosse Fenster ganz am Ende der Halle mit Blick auf den Pool und das Meer... Arabische Tradition ergänzt mit moderner Leichtigkeit.

 


Gewählt hatten wir das Hotel schlussendlich vor allem aus zwei Gründen: 

Erstens: Die Lage in der Nähe des Flughafens (da wir am nächsten Tag zurückfliegen mussten) sowie in Gehdistanz zur Al Mouj Marina, von wo wir jeweils zu den Daymaniyat Islands starten.

Die Flughafennahe Lage stimmte tatsächlich: Aus unserem Zimmerfenster konnten wir über den Hinterhof hinweg den Flugzeugen in der Ferne beim Starten zuschauen. Erst ärgerte ich mich ein wenig über die Hinterhof-Sicht, doch ich musste mir eingestehen: Hey, wir haben mit ca. 400 CHF die billigsten Zimmer des Hotels gebucht! Wer, wenn nicht wir sollte die Hinterhof-Zimmer erhalten. Egal: die meiste Zeit wollten wir ja sowiso draussen verbringen.


Eine "Palme" hinter unserem Zimmer brachte mich zum schmunzeln: eine wirklich schön getarnte Telefon? - Antenne.

Das zweite Argument für das Kempinski: Der Pool schien noch spektakulärer als die restliche Architektur! Nicht nur ein "infinity Pool" im klassischen Sinne, sondern tatsächlich ein Pool, der zur Hälfte ins Meer hinaus gebaut war. Einen solchen Pool kannte ich bisher so ähnlich nur von zwei Orten: den legendären Bondi Icebergs Pool in Sydney sowie ein Pool in den Felsen unter der Hafenpromenade von Sliema auf der Insel Malta - keiner davon lag jedoch am Strand oder gehörte zu einem Hotel. Ein Foto des aussergewöhnlichen Kempinski-Pools findet ihr HIER.

Selbst ist mir leider kein so spektakuläres Foto des Pools gelungen. Am Strand haben wir den Pool gesucht und irgendwann ist uns bewusst geworden: Hinter den Sonnenschirmen (etwa in der Bildmitte), eingebettet ins Hotelgebäude, da ist der Pool. Nicht halb ins Meer ragend, sondern einfach ein "normaler" Hotelpool.

Dass ein ambitioniertes Projekt einmal nicht realisiert werden kann, verstehe ich gut. Dass aber auch Wochen nach der Fertigstellung des tatsächlichen Pools noch mit Bildern eines nie gebauten Projektes geworben wurde, fand ich weniger toll.

Der Pool selbst war zwar nicht besonders spektakulär aber schön, gross und klar. Auch hier mit Blick auf das Hotel (im oberen Teil hinter der Glasfront befindet sich die Eingangshalle) seht ihr die Geometrie des ganzen Baus, den schönen modern-arabischen Stil.

Es wurde Zeit, endlich etwas zu essen, wir waren früh aufgestanden und nach einem spannenden Morgen in Nizwa direkt zum Hotel Kempinski in Muscat gefahren.

Im kleinen Bistro des Hotels war nicht allzuviel los, dennoch dauerte es eine Weile, bis wir überhaupt eine Menükarte erhielten. Schnell hatten wir etwas feines ausgesucht und freuten uns schon darauf. Der Hunger war grösser geworden und wir versuchten zu bestellen... Vom Personal war jedoch niemand mehr zu erreichen, so viel wir auch versuchten, auf uns aufmerksam zu machen. Allzu schüchtern sind wir ja normalerweise auch nicht, aber nach einem kurzen "just a moment" war vom Personal gar niemand mehr zu sehen.

Gerne hätten wir hier mit Blick auf den Pool und das Meer gegessen und nach über einer Stunde sinnlosem Warten hatte ich mittlerweile SO RICHTIG Hunger. 

Wir beschlossen schliessich, im Hotelzimmer die Äpfel, Cracker, Nüsschen und Softdrinks zu holen, welche wir im vorherigen Hotel noch erhalten und glücklicherweise mitgenommen hatten.

In der Lobby begegnete ich dem Service Manager und informierte ihn - nicht böse, sondern als Input zur Verbesserung. Er versprach, uns eine besondere Überraschung zur Wiedergumachung ins Zimmer liefern zu lassen. 

Also, los in Richtung Strand mit unserem kleinen Pick-Nick...

Am Strand wurde uns nach längerem Warten und Prüfen der Buchungen eine Liege zugewiesen. Kaum hatten wir es uns bequem gemacht, wurden wir von einem anderen, sehr wütenden und unhöflichen Hotelgast beschimpft: was uns eigentlich in den Sinn käme, einfach SEINE Liege zu nehmen? Auch hier schien die Organisation des Hotels noch nicht wirklich zu funktionieren - unangenehm und nicht gerade entspannend für uns und den anderen Hotelgast...

Auf der anderen Seite wurden noch die letzten Zimmer fertig gebaut, so dass wir uns zwischenzeitlich fragten, was wohl erst mit der Organisation von Restaurants, Liegeplätzen, usw. passieren wird, wenn das Hotel einmal ganz fertig und ausgebucht sein würde?

 
Gegen Abend ging es zurück ins Hotel. Ein wenig neugierig waren wir schon, welche Überraschung wohl im Zimmer auf uns warten würde?

Wir fanden ein hübsches, kleines Kartonschächtelchen auf dem Salontisch. Darin schön sortiert vier Datteln. Leider war keine Karte dabei, so dass wir nicht herausfinden konnten, ob dies nun die spezielle Überraschung war, oder der übliche Gute Nacht-Gruss? 


Da wir am Morgen in Nizwa gerade noch zwei Kilo Datteln zu ca. 1.20 Omani Rial pro kg gekauft hatten, haben uns die vier hübsch abgezählten und sorgfältig verpackten Mandeln zuerst irritiert. Sie haben uns aber auch unser Lachen zurückgegeben und hey, "wer die Dattel nicht ehrt, ist die Gastfreundschaft nicht wert", oder?

Da es zum Mittagessen nicht viel mehr als einen Apfel, ein paar Cracker und Nüsschen gegeben hatte, wollten wir am Abend endlich richtig schön und grosszügig essen gehen in einem der hoteleigenen Restaurants. 

Wir flanierten durch die Räume und bemerkten, dass es kein sehr grosses Vegi-Angebot gab: Ein, zwei Menüs im asiatischen Restaurant vielleicht. Leider wurde uns gesagt, dass das Restaurant komplett ausgebucht sei. Im Buffet-Restaurant hätte ich mich vom grünen Salat (und wahrscheinlich ein paar anderen Kleinigkeiten) am Buffet bedienen können - für umgerechnet ca 50 CHF. Und mal ehrlich, nur Salat hätte mich an dem Abend nicht ganz glücklich gemacht.


So ging es durch die Eingangshalle - die übrigens auch am Abend sehr beeindruckend wirkt! - hinaus in die Stadt, auf die Suche nach etwas feinem zu essen. Was zuerst ein Frust war (hungrig und nichts zu Essen in Aussicht? Grrr!) endete im al Mouj-Quartier mit der Entdeckung meines liebsten Restaurants: das Zahr-el-Laymoun (Libanesische Küche).

Der Abend, ja der ganze Tag war damit gerettet. Wann immer wir in Muscat sind, richte ich es seither irgendwie ein, dass wir das Restaurant besuchen und die feinen Libanesischen Leckereien geniessen können.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um Fotos der beeindruckenden Hotelgebäude aufzunehmen, die ruhige Morgenstimmung zu geniessen und wieder einmal den Sonnenaufgang zu bewundern.


Anschliessend freuten wir uns auf ein gutes Frühstück und tatsächlich: das Buffet liess keine Wünsche offen an Vielfalt, frischem Essen, warmen und kalten, traditionellen und internationalen Gerichten... 

Mit viel Vorfreude stellten wir unsere Teller aus all diesen Leckereien zusammen. Um nur noch kurz ein Glas Saft zu holen stellten wir das Essen auf unserem Frühstückstisch ab und waren entsetzt, als wir uns wieder umdrehten: innert Sekunden nur war alles weg, übereifrig abgeräumt und wohl bereits weggeschmissen. Auch hier schien die Schulung und Organisation des Personals noch völlig inexistent. Es tat mir so leid um das feine Essen! So etwas hatte ich noch nie erlebt.

Wir waren also gezwungen, unser Frühstück in "Schichten" zu holen und zu essen. Zuerst ging ich nochmals dem Buffet entlang und stellte mir wieder einen schönen, kleinen Teller zusammen. Während mein Begleiter sein Essen holte, sass ich am Tisch und "bewachte" meinen Teller. Auch so konnte ich nur knapp verhindern, dass mir der volle Teller unter der Nase weg abgeräumt wurde.


Langsam wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Nochmals zeigte sich eindrücklich, wie die Eingangshalle mit jeder Tageszeit, mit jedem Sonnenstand und dem sich verändernden Licht immer wieder anders wirkte.

Das damals neue Hotel Kempinski in Muscat verliessen wir mit gemischten Gefühlen. Die Architektur hat mir wie einiges Andere sehr gut gefallen. Anderseits hat bei unserem Aufenthalt zu vieles noch gar nicht gestimmt, vor allem was Service und Organisation betraf. Wir fühlten uns öfters wie Übungs-Gäste einer bis in die obersten Ränge komplett überforderten Crew - und dies bei vollen, recht stolzen Zimmerpreisen.

Der schöne, grosse, ebenfalls beeindruckende Vorplatz des Hotels mag ein Symbol dafür sein: hübsch, geometrisch perfekt, gestylt und  geputzt - aber das Herz fehlte noch ein wenig. Ich hoffe sehr, das hat sich in der Zwischenzeit geändert.


Mehr über unsere Reisen durch den Oman findet ihr hier:
Oman Roadtrip: Eine abenteuerliche Traum-Reise durch das ganze Land

Liebe Reisegrüsse

Miuh

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